Nachdem der Inhalt dieser Seite lange Zeit durch die Recherche zur Diplomarbeit über den Werdegang meines Großvaters Ferdinand Keilmann (im Systemwandel des 20. Jahrhunderts) dominiert wurde, mit der ich im Mai 2001 an der Ruhr-Universität Bochum mein Studium der Sozialwissenschaft abgeschlossen habe, sind die Themenschwerpunkte inzwischen erheblich breiter geworden und haben sich von seiner Person gelöst.
Keilmann hatte sich während seines Studiums zwischen 1929 und 1932 in Weimar aufgehalten und seinen eigenen "kleinen" Beitrag zum dortigen Umschwung zum Nationalsozialismus geleistet, der in Thüringen bereits 1930 weitgehend vollzogen war... Vor allem während des 2. Weltkriegs arbeitete er - trotz wiederum frühzeitiger Abgrenzungstendenzen von der NSDAP - an einer ganzen Reihe von exponierten und/oder unerforschten Projekten mit und hatte dabei intensive Kontakte mit vielen führenden Architekten oder anderen schaffenden Künstlern dieser Zeit; zu nennen sind hier beispielsweise:
Nach dem Krieg wurde Keilmann Stadtbaumeister in Hochbauamt der Stadt Bochum und prägte durch seine Entwürfe für einer ganzen Reihe öffentlicher Gebäude das Bild der wieder aufgebauten Stadt entscheidend mit.
Auf das Thema "Tunnelbeleuchtung" bin ich im Rahmen meiner Vortragstätigkeit für das "Germania"-Seminar des Berliner Unterwelten e.V. gestoßen, als ich an einer Führung teilnehmen konnte. Bei der Besichtigung der erhaltenen Fragmente des geplanten Achsenkreuzes im Berliner Tiergarten fielen mir zwei Deckenleuchten auf, die nicht zu einer Nutzung des Tunnels als unterirdische Produktionsstätte passen wollten.
Der Forschung zum Jäger-Ehrenmal im Aschaffenburger Schöntal - erbaut 1936, abgerissen 1946 - konnte ich anhand der Privatnachlässe von Ferdinand Keilmann und Kurt Schmid-Ehmen sowie weiterer Informationen von den Museen der Stadt Aschaffenburg einige neue Erkenntnisse hinzufügen und Mythen aus der Welt schaffen.
Meine Dissertation, bei der ich hier verständlicherweise nicht allzusehr in die Details eingehe, beschäftigt sich mit der "Deutschen Akademie für Wohnungswesen e.V." (DAW), "Forschungsinstitut des Reichswohnungskommisars zur Erzielung von Höchstleistungen im Wohnungs- und Siedlungswesen", in der zwischen 1941 und 1945 wichtige Anstöße für den Wohnungsbau der Nachkriegszeit gegeben wurden; zu nennen sind hier beispielsweise die "Nazifizierung" der "Frankfurter Küche" oder später die Entwicklung der Trümmerverwertung. Auch in dem noch relativ unerforschten Bereich des Baustabs der "Deutschen Arbeitsfront", respektive der zahlreichen Funktionen, die Robert Ley in sich vereinen konnte, zeichnet sich ein erheblicher inhaltlicher und personeller Einfluß auf den Nachkriegswohnungsbau in beiden deutschen Staaten ab. Der in Fachkreisen bereits widerlegten Mär der "Stunde Null" wird hier ein weiteres Mal anhand von personellen Kontinuitäten widersprochen, und die Absurdität und Realitätsferne des untergehenden nationalsozialistischen Regimes wird deutlich, wenn ab Dezember 1944 zunächst im Auftrag von Ley Behelfsheime aus Stahl(sic!) entwickelt wurden (bzw. werden sollten), "die nach dem Krieg als Wohnwagen der KdF-Aktion" eingesetzt werden könnten und fast zeitgleich - bis April 1945 - als Ersatz für das "Behelfsheim des Deutschen Wohnungshilfswerks" eine "Waldhütte" entworfen wurde, welche bei minimalistischem Materialeinsatz die Wohnungsnot der deutschen Bevölkerung lindern sollte.
Einige Entwürfe zum Südbahnhof der in den Umgestaltungsplänen für Berlin unter Albert Speer eine wichtige Rolle spielte, hat Keilmann während seiner Tätigkeit im Privatatelier Rimpl mit nach Hause genommen und somit vor der Vernichtung gerettet. Diese Zeichnungen boten den Anlass, den Kontext ihrer Entstehung aufzuarbeiten.
Der Architekt und Normungsfachmann Ernst Neufert war neben seiner erfolgreichen Tätigkeit als Sachbuchautor nicht nur mit Industriebau und Normierung beschäftigt, sondern war während des Zweiten Weltkrieges maßgeblich an Planungen für die behelfsmäßige Unterbringung von Ausgebombten beteiligt. Seine Entwürfe für "Behelfsunterkünfte für Bombengeschädigte" erwiesen sich allerdings als zu materialaufwendig für das Deutsche Reich nach dem Überfall auf die Sowjetunion. Hintergrund dieser politisch hochbrisanten Planungen finden Sie hier
Der Garten- und Siedlungsfachmann Wilhelm Heintz, der heute weitgehend aus dem Bewußtsein verschwunden ist, hatte zwischen 1935 und 1960 eine bemerkenswerte Reihe an Aufträgen erteilt bekommen, die es unverständlich erscheinen lassen dass er nicht intensiver diskutiert wird. Als Siedlungsfachmann im Reichsheimstättenamt 1934/35 lernte Peter Koller den späteren Stadtplaner Stadt-des-KdF-Wagens (Wolfsburg) kennen; in dieser Zeit war er maßgeblich an der Gartengestaltung für eine große Zahl von Siedlungsplanungen der Rüstungsindustrie im gesamten Reichsgebiet beteiligt. Ab 1936 selbständig in Berlin, plante für den Architekten Herbert Rimpl die Grünanlagen der Heinkelwerke in Oranienburg. Anschließend beauftragte ihn Rimpl, für die "Stadt der Hermann-Göring-Werke" (Salzgitter) die Generalgrünflächenplanung zu übernehmen. Mit dieser Aufgabe blieb er der dortigen Stadtplanung bis in die 60er Jahre verbunden. Ende 1937 erhielt er einen vergleichbaren Auftrag für Wolfsburg und schließlich ab 1940/41 auch für die "Stadt der KdF-Traktorenwerke", dem heutigen Waldbröl. Mit seinen grundlegenden Untersuchungen des Geländes hat er somit erheblichen Anteil an dem heutigen Aussehen der beiden erstgenannten Städte, während die Waldbrölplanungen über ein Entwurfstadium nicht hinaus kamen.
Als Teilnehmer der Tagung "Neue Tradition" vom 5. Oktober 2007, die den Workshop aus dem Oktober 2006 fortgesetzt hat, habe ich Karl Neupert als verhinderten Stuttgarter Schüler vorgestellt. Neupert hatte als Verehrer von Heinz Wetzel nie in Stuttgart studiert, sah sich allerdings gegen Ende des Zweiten Weltkriegs als "Siedlungsbeauftrager des Reichswohnungskommissars" in der Position, Wetzels städtebaulichen Grundsätze für der geplanten Wohnungsbau nach dem Krieg im gesamten Reichsgebiet umzusetzen; der Kriegsausgang verhinderte verständlicherweise dieses Vorhaben. Neupert, der nie wieder eine vergleichbare Position erlangen konnte, hat bis zum Lebensende nicht verwinden können, dass seine Planungsgrundlagen im demokratischen System nicht durchsetzbar waren.
Die Bilder sind größtenteils selbst gemacht oder stammen aus dem Nachlass von Ferdinand Keilmann, ansonsten ist die Quelle angegeben.
Ich bin immer an Informationen über die Deutsche Akademie für Wohnungswesen e.V. oder einen ihrer Vorgänger sowie über das Deutsche Wohnungshilfswerk, Behelfsheime, die Bauhilfe der Deutschen Arbeitsfront oder anderen verwandten Themen interessiert. Nehmen Sie doch einfach per E-Mail mit mir Kontakt auf!
Und nun viel Vergnügen beim Stöbern auf meinen Seiten über einen sehr speziellen Teil der Architekturgeschichte - für Kritik (natürlich lieber positiv als negativ) bin ich immer dankbar.
Arne Keilmann
Dipl. Soz.wiss.
Schillstr. 4
63067 Offenbach am Main