|
Deutsche
Akademie für Wohnungswesen e.V. - Forschungsstelle
des Reichswohnungskommisars zur Erzielung von Höchstleistungen
im Bau- und Siedlungswesen
Der
geringe Bekanntheitsgrad der DAW ist erstaunlich, wenn man sich etwas
intensiver mit ihr beschäftigt. Die Akademie war als
Stabsstelle einem der einflussreichsten Nationalsozialisten
unterstellt: dem Reichswohnungskommisssar Robert Ley, der in seinen
Funktionen als Reichsorganisationsleiter der NSDAP, Leiter der
Deutschen Arbeitsfront und Leiter des Reichsheimstättenamtes
zu den Hauptangeklagten des Nürnberger
Kriegsverbrecherprozesses gehörte. Der sicheren Verurteilung
zum Tode entzog er sich nach Lektüre der Anklageschrift durch
Selbstmord. Der studierte Chemiker Ley nahm
regelmäßig an Sitzungen der Akademie teil (die ihre
Diensträume teilweise im gleichen Gebäude wie er inne
hatte) und insistierte bei einer Reihe von Fachfragen
persönlich - so zum Beispiel bei der
Unterstützung der Entwicklung von Leichtbetonbaustoffen.
Entstanden
ist die DAW aus dem 1898 in Frankfurt am Main gegründeten
"Verein
Reichswohnungsgesetz", der sich 1904 in "Deutschen Verein für
Wohnungsreform e.V." umbenannt hat. Nach einem Umzug nach Berlin
während des 1. Weltkrieges schlief die
Vereinstätigkeit
zeitweise ein, um zum Ende der Weimarer Republik erneut gegen die durch
die Wirtschaftskrise verschärfte Wohnungsnot anzugehen. Nach
der
nationalsozialistischen Machtübernahme gleichgeschaltet,
identifizierte sich der Verein mit den von Gottfried Feder und anderen
wohnungspolitischen Vordenkern formulierten Zielen für den
Wohnungsbau. Schließlich gliederte sich der Verein unter
Änderung des Namens als "Deutsche Gesellschaft für
Wohnungswesen e.V." als Forschungseinrichtung im Wohnungswesen an das
Reichsarbeitsministerium an. Mit dem Übergang der Kompetenzen
für den Wohnungsbau auf Robert Ley als "Reichskommissar
für
den sozialen Wohnungsbau" (später Reichswohnungskommisar),
initiiert durch Hitlers "Erlass für den Wohnungsbau nach dem
Krieg" vom 15. November 1940, musste das Reichsarbeitsministerium die
entsprechenden Abteilungen samt Mitarbeiter an den neuen Dienstherrn
abgeben, und die DAW erhielt ihren Namen mit dem Zusatz:
"Forschungsstelle des Reichskommissars für den sozialen
Wohnungsbau (Reichswohnungskommisars) zur Erzielung von
Höchstleistungen im Bau- und Siedlungswesen".
In
der DAW wurde von bis zu 185 Mitarbeitern zum Bauwesen geforscht; die
Aufgaben reichten von der Wohnungspolitik über
Rationalisierung und Typisierung bis zur Entwicklung neuer Bauverfahren
und Baustoffe. Ab Ende 1943 bearbeitete die DAW sämtliche
Fragen der Entwicklung und Vereinheitlichung von Behelfsheimbauten im
Rahmen des Deutschen Wohnungshilfswerks (DWH) und arbeitete
für die Umsetzung der Aktion intensiv mit den
Gauwohnungskommissaren und der "Bauhilfe der Deutschen Arbeitsfront
GmbH" zusammen. Im Rahmen der gesamten Aufgabenerfüllung wurde
eine große Zahl von Forschungsaufträgen erteilt, an
denen viele der im Nachkriegsdeutschland maßgeblichen
Architekten beteiligt waren: Herbert Rimpl, Hans Scharoun, Fritz
Leonhardt und Josef Kaiser und Hans Schwippert sind nur einige der
beteiligten Personen.
Die
Arbeit an der Dissertation
läuft nebenberuflich und nebenfamiliär bereits seit
Jahren und wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen; immerhin ist die
Recherche abgeschlossen und die Gliederung steht weitgehend.
Der Text auf der folgenden Seite stellt die ursprüngliche
Version
eines Aufsatzes dar, den ich für den Sammelband
"NS-Architektur:
Macht und Symbolpolitik", herausgegeben von Tilman Harlander und
Wolfram Pyta, erstellt habe und der für die Publikation
gekürzt wurde. Das Buch, Band 19 der Reiche Kultur und
Technik,
ist im LIT-Verlag erschienen.
|