Architekturgeschichte
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
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Karl Neupert - Der verhinderte Stuttgarter Schüler | |||||
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Eine andere Karriere...Eigentlich hätte Karl Neuperts berufliche Karriere einen handwerklich bodenständigen Verlauf nehmen können, und auf dem Papier sah es lange so aus, als würde genau dies eintreten. Geboren als zweites Kind der Eheleute Helene, geb. Schneider, und Richard Neupert, durchlief Karl einen für seine Zeit typischen Werdegang, der zur Übernahme des väterlichen Baubetriebes hätte führen sollen. Nach Abschluss der Volksschule absolvierte er eine Ausbildung zum Zimmermann und besuchte anschließend zwischen 1928 und 1931 die Sächsische Staatsbauschule für Hochbau in Dresden. Dass sich das dortige, eigentlich auf fünf Semester ausgelegte Studium über vier Jahre hinzog, lag an Neuperts Mitarbeit im elterlichen Betrieb im thüringischen Tanna während der sommerlichen Bausaison, bei der er „zu allen im Baugeschäft vorkommenden Arbeiten herangezogen (wurde) und […] hierbei Fleiß und Ausdauer (zeigte)“[1]. Auch sein anschließendes Architekturstudium im nahen Weimar ließ immer noch die Möglichkeit offen, als ausgebildeter Architekt das Repertoire des elterlichen Betriebs zu erweitern und als eigenständig planender Bauunternehmer tätig zu sein. Es sollte anders kommen.AusbildungNeuperts Studium an der seit Herbst 1930 vom frühen nationalsozialistischen Kulturvordenker Paul Schultze-Naumburg geleiteten „Staatlichen Hochschule für Baukunst, bildende Künste und Handwerk“ im thüringischen Weimar fiel in eine politisch unruhige Zeit mit konkreten Auswirkungen auf den Ausbildungsbetrieb. Schultze-Naumburg verdankte seine Einsetzung als Direktor der Hochschule der ersten Regierungsbeteiligung von Nationalsozialisten in einer Landesregierung im Deutschen Reich; zuständig für die Stellenbesetzung war der neue Innen- und Volksbildungsminister Dr. Wilhelm Frick, dessen Erlass „wider die Negerkultur für deutsches Volkstum“ vom 5. April 1930 auf überregionale kritische Aufmerksamkeit gestoßen war. Ziel der Frick’schen Bildungspolitik sollte sein, das Land zu einem „Zentrum der deutschen Kultur faschistischer Herkunft“[2] zu machen, und Schultze-Naumburg war der passende Mann. Als führendes Mitglied des nationalsozialistischen „Kampfbundes für deutsche Kultur“ hatte er im Jahr 1928 das Buch „Kunst und Rasse“ veröffentlicht, ein Werk, welches ihn in eine Linie mit den „Rasseforschern“ F. K. Günther und Walther Darré stellte, mit denen er nach seinem 1918 erfolgten Eintritt in die Deutschnationale Volkpartei in Kontakt stand.[3]In der Hochschule für Baukunst behielt Schultze-Naumburg die Gliederung des Studiums in vier Semester bei, die schon sein Vorgänger Otto Bartning eingeführt hatte, allerdings wurden fast sämtliche Lehrkräfte ausgetauscht, darunter auch Ernst Neufert, der später als Normungsfachmann weltweite Berühmtheit erlangen sollte. Die Beschränkung auf ein kurzes Studium mit der ebenfalls übernommenen Praxis, das Studium auch für Schüler ohne Hochschulreife, aber dafür mit ausreichender Praxiserfahrung zu öffnen, sollte in den nächsten Jahren zu Auseinandersetzungen führen, da der ab 1933 verliehene Titel des Diplom-Architekten (Dipl. Arch.) reichsweit zunächst nicht anerkannt war.[4] Die im elterlichen Betrieb erworbenen Kenntnisse bescherten Neupert bereits im ersten Semester einen Erfolg im Wettbewerb des Akademischen Architektenvereins an der Hochschule, bei dem er hinter den drei Preisträgern eine lobende Erwähnung erhielt. Das Preisgericht, bestehend u. a. aus den Lehrern Schultze-Naumburg und Fritz Norkauer, kam zu dem Urteil, dass „die
Gesamtverteilung
[…] geschickt
und künstlerisch empfunden (ist). Auch das
Äußere des Aufbaues zeugt von guter
Baugesinnung. Leider scheidet der Entwurf durch eine Reihe von schweren
Fehlern
in der Grundrissanordnung von einer Prämierung aus, ohne die
der Entwurf
wahrscheinlich zu einem Preis hätte herangezogen werden
können.“[5]
Die Weimarer Hochschule war, bedingt durch Thüringens Sonderstellung in der politischen Entwicklung im Reich, bereits ab 1930 eine Hochburg des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB). Neupert, Anhänger der durch Gregor Strasser vertretenen sozialrevolutionären, antikapitalistischen Richtung der NSDAP, stand durch seine Funktion als Studentenbundführer im Lauf des Jahres 1932 in Zentrum des sich verstärkenden Konfliktes zwischen dem Direktorium der Schule und der Studentenschaft, welche mit steigender Ungeduld auf die Gleichstellung des Abschlusses mit der Ausbildung an Technischen Hochschulen wartete. Die Auseinandersetzung erreichte einen Höhepunkt, als er im Sommersemester 1933 vom Lehrbetrieb ausgeschlossen wurde. Nach nur einem Monat trat er übergangsweise eine Tätigkeit bei der Bauhütte Dresden GmbH an, um zum folgenden Wintersemester sein Studium wiederaufzunehmen. Das folgende Sommersemester fiel zugunsten praktischer Arbeit aus, aber zum Ende des nächsten Wintersemesters, vom 24. bis zum 27. April 1935, legte Neupert seine Abschlussprüfung in Weimar mit „gut“ ab.[6] Nach seinem Studienabschluss durchlief Neupert einige für Jungarchitekten der damaligen Zeit typische berufliche Stationen. Zunächst aushilfsweise für einen Monat als Mitarbeiter des Stadtbauamtes Weimar mit der „zu steuerlichen Zwecken auszuführende(n) Festsetzung von Friedensmieten für die in den vergangenen Jahren im Stadtkreis Weimar ausgeführten Umbauarbeiten an Wohnhäusern usw.“ beschäftigt,[7] profitierte er erstmals beruflich von den verstärkten Rüstungsbestrebungen des Reiches und trat im Juli 1935 in den Dienst des Heeresbauamtes Naumburg/Saale, wo er bis zum März 1936 als Entwurfsarchitekt und örtlicher Bauführer an der Errichtung des Kriegsgerichts mit Standortarrestanstalt und Heeresstandortverwaltung beteiligt war und ein Offiziersheim entwarf.[8] Das folgende halbe Jahr verbrachte er am Marine-Standortbauamt Kiel zur „Bearbeitung eines Entwurfes für den Umbau eines Landhauses zu einem Offizierskasino, von Entwürfen für die Gebäude des Sportplatzes und Schießstandes, sowie für eine Schwimmanstalt“ und gleichzeitig hatte er „für diese Bauten sowie für die Durchführung der gesamten gärtnerischen Anlagen des sehr ausgedehnten Kasernengeländes auch die Ausschreibung ausgearbeitet, die Bauleitung ausgeübt und die Abrechung fertig gestellt“.[9] Totale Planung in SachsenDen Eintritt in die Siedlungsplanung verdankte Neupert nach eigenen Angaben „Hitlers Maßnahmen der Aufrüstung und der Arbeitsbeschaffung“, da diese „überraschend Siedlungsmaßnahmen zur Folge“ hatten.[10] Am 16. Januar 1937 wurde er Mitarbeiter in der Planungsstelle Sachsen des Reichsheimstättenamtes (RHA) in Dresden. Seine Mitarbeiter waren u. a. die Sekretärin Johanna Woelk sowie die Architekten Hubert Grenzer, Günther Kurnitzky und Kurt Weitze[11]; fachlicher Vorgesetzter war der Leiter der Planungsstelle des RHA in Berlin, Georg Laub, der als Wetzel-Absolvent eine große Anzahl ehemaliger Kommilitonen in seiner Dienststelle versammelt hatte. Neupert lernte so „die Wetzelsche ‚Siedlungsplanung‘ aus der Hand der zum Teil hochbegabten intellektuellen Wetzelschüler kennen“.[12] Er berichtet:„Durch
Zufall geriet
ich an die
ersten Großsiedlungen des Vierjahresplanes in Sachsen. Ich
griff sie auf und
experimentierte zunächst mit den Fehlern Wetzelscher Planung
bis ich
schließlich über eine von mir gegen den Willen des
Gauleiters in Dresden
gegründete Forschungsstelle für Siedlungsgestaltung
zu jener Vereinigung
Wetzelscher Erkenntnisse –Einschlag und Schwelle –
mit denen Theodor Fischers
von der Fläche vorstieß.[13]
Bei der Planung
Zschopau
für das Werk der Auto-Union
fand ich mit Max Reisinger […] den ‚Stein der
Weisen‘“[14]
Damit fühlte er sich erhaben über alle anderen Wetzel-Schüler, obwohl – oder gerade weil er als „Nichtakademiker“[15] nicht in Stuttgart studiert hatte: „Keiner
der
Schüler Wetzels hat
seinen Meister je verstanden, geschweige denn durch ihn aus dem
Verständnis
heraus weiterzuentwickeln vermocht. Sie sind durchweg
äußerst kümmerliche Epigonen
geblieben. Das gilt für Guther, später Lehrer in
Darmstadt, für Liedecke,
Landesplaner in Ostpreußen, für Offenberg,
Stadtbaurat in Bremen und später
Architekt des Reichsbundes für Kriegsgräber,
für Erdle, den Romantiker der
Siedlungen für die
ausgesiedelten Südtiroler,
für Osterwohld und viele andere.“[16]
Georg Laub blieb der einzige Stuttgarter Absolvent, dem Neupert Respekt entgegenbrachte. Für das Planungsheft „Die Siedlung“, welches Laub zusammen mit Willy Kirchner herausgegeben hatte, stellte Neupert umfangreiches Material aus seiner sächsischen Planungsabteilung zur Verfügung. Laub verließ 1938 seinen Posten „als ich [Neupert, d. Verf.] den Marsch gegen Speer antrat […]. Dazu fehlte ihm die seelische und schließlich auch die geistige Kraft.“[17] Neupert sah sich „gezwungen“, Laubs Nachfolge in Berlin zu übernehmen und kam so nach eigenem Bekunden „in die Gelegenheit, die inzwischen gewonnenen Erkenntnisse mit Unterstützung des jungen von Dr. Ley eingesetzten Leiters des RHA [gemeint ist Dr. Paul Steinhauser, d.Verf.] in „Städtebild und Landschaft“ niederzulegen.“[18] Die Entwicklungsarbeit an der Theorie der Siedlungsgestaltung war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen, so dass sich beispielsweise in den Gebäudelängen noch fachliche Fehler zeigten.[19] Allerdings hatte Neupert bereits das Prinzip des topographischen Geländemodells eingeführt, welches grundsätzlich die Wirkung der Planung in der Landschaft veranschaulichen sollte. Das RHA war in der Mitte der 1930er Jahre über seine ursprüngliche Bedeutung einer Institution der Siedlerberatung hinausgewachsen und schaltete sich nach eigenem Ermessen in die Siedlungsplanung auf kommunaler Ebene ein. Die Situation des Berliner Amtes kurz vor Eintritt Neuperts in die Dresdner Planungsstelle beschreibt Peter Koller: „Das
‚Heimstättenamt der DAF‘ (das
sich auch Reichsheimstättenamt der NSDAP und DAF nannte)
[…], (geleitet) von
Ludowici (auch ‚Siedlungsbeauftragter im Stabe des
Stellvertreters des Führers‘
genannt), war im ersten Anlauf 1934 ein großes Sammelbecken,
in das jeder mal
reinkam (und auch schnell wieder raus!). Waldmann und Laub waren lokale
Größen,
die ‚Ludo‘ aus der Pfalz mitgebracht hatte,
ersterer sehr befähigt, letzterer
ein kleiner Geist, der ganz kleine Klötzchen nett schieben
konnte, aber sonst
nicht wusste, was er sollte. Grosser war da (starb leider bald) und
Umlauf;
beide hatte ich damals für Aachen geholt, bevor wir alle drei
von ‚Schönheit
der Arbeit‘ unter Speer zu Ludo hin organisiert wurden. Hans
Simon gab auch
einmal eine Gastrolle; der Statistiker Uebler, der dann zum
‚4 Jahresplan‘
ging, Hoffmann, der als ‚Netz-Hoffmann‘ zu Todt
ging (nach 45 Bez.planer in
Braunschweig). Frick junior, Unger und wie sie alle hießen.
(Pfannschmidt und
Kornrumpf saßen bei Ludo in München beim
‚Stab…‘.) Heintz, der hervorragende
Garten u. Siedlungsfachmann, der jede Pflanze kannte, mit dem jeder
Gang durchs
Gelände eine Lehrstunde war und andere Spezialisten etc. Auch
Roosch, nachher
bei der ‚Neuen Heimat‘ in Hamburg und Oechler vom
‚Rhönplan‘, Wahl, der das
Emsland entdeckte etc. Ludo‘s Stellvertreter war ein Herr
von Conta, der
aus dem Verbindungsstab Heß rausgeflogen
war (angeblich, weil er eine tragende
Wildsau versehentlich angeschossen hatte – andere
behaupteten, er hätte sich um
des General Milch arische Abstammung zu neugierig gekümmert!)
Er war ebenso
schneidig wie unfähig und brachte den Laden bald in
Misskredit. Als ich
Wolfsburg anfing (Dezember 1937, d. Verf.),
war Ludo schon weg und ein Karriere-Jurist Steinhauser war Amtsleiter,
er kam
aus der Stadtverwaltung Augsburg, wo er mir schon ungut aufgefallen
war. […] Dies
Amt
war eigentlich unser Aller Hoffnung, es sollte dem
nichtlandwirtschaftlichen
Siedlungsgedanken zum Durchbruch verhelfen. Aber es geschah nichts.
(Auch die
Presseleute Frank Glatzel und Böckler(?) waren eine Zeitlang
bei Ludo, der von
einem ‚Haus der Reichsplanung‘ träumte, es
bleib ein kurzer Traum eines
Zwerges. […] Immerhin war die erste Zeit dieses Amtes auch
segensreich: was wir
da an Siedlungslageplänen hereinbekamen war wirklich oft
hanebüchen und unsere
‚Gegenvorschläge‘
waren meist besser. Wir hatten es besonders gegen gerade
Straßen und legten sie
so schön geschwungen in die Gegend, dass einmal ein
Träger zurückberichtete: ‚Die
Straßen wurden wunschgemäß
onduliert!‘ […] Das war also der traurig endende
Ludo-Laden.“[20]
Bereits in der Planungsstelle Sachsen des RHA hatte Neupert „durch
das
Verständnis des Leiters
der höheren Bauverwaltung im Regierungsbezirk Chemnitz alle in
dessen
Arbeitsbereich liegenden Gemeinden und Städte im Verein mit
den Bürgern dieser
Orte nach dieser neuen Methode so überzeugend zu gestalten,
daß sich auch die
noch im alten Verfahren wirkenden Baubeamten der übrigen
sächsischen
Verwaltungsbezirke der neuen Methode anschlossen.“[21]
Im KreuzfeuerEine vergleichbare Einflussnahme auf Reichsebene strebte Neupert nun auch in Berlin an. Zu diesem Zweck publizierte er in loser Reihe die Planungshefte des Reichsheimstättenamtes unter dem Titel „Siedlungsgestaltung aus Volk, Raum und Landschaft“. Hiervon erschienen zwischen 1940 und 1942 insgesamt zehn Hefte, die sich mit den verschiedenen Aspekten der Raumplanung beschäftigten. In Heft 1 propagierte er sein in Sachsen entwickeltes Planungsprinzip unter dem 1939 geschaffenen Oberbegriff der „Totalen Planung“. Neupert setzte hier die Planungsaufgaben im Reich mit denen in den neuen Ostgebieten gleich:„Die
Befriedigung der
Raumnot im
Osten ebenso wie die Lösung des größten
sozialen Problems der Gemeinschaft –
jedem Deutschen die ihm zustehende Wohnform – zur Sicherung
und Erhaltung der
deutschen Familie haben zur Voraussetzung die totale Planung und
Gestaltung des
Landschaftsraumes.“[22]
Der Partei fiel hiernach die Aufgabe zu, „als Träger des Volkslebens […] entsprechend ihrer inneren Bestimmung in gemeinsamer Arbeit die Grundlagen für das Gelingen dieser geschichtlichen Aufgabe“ zu schaffen, welche durch den Staat durch gesetzliche Regelungen die Durchführung sichern sollte. Die durch Staat und Partei gelenkte Wirtschaft hatte als dritter Akteur die Siedlungsgestaltung umzusetzen. Die zentrale Rolle der Partei wurde von Neupert nochmals betont: „Bei der baulichen Form kann sich die Partei nicht auf die Aufstellung und Proklamierung gewisser Richtlinien beschränken, sondern muß in jedem Falle als Willensträgerin der Nation durch die schöpferische Tat die Gestaltung der Gemeinschaft bestimmen.“[23] In weiteren Heften wurde beispielsweise die Siedlungsgestaltung als Führungsaufgabe oder die Überlegungen zur Gestaltung der neuen Ostgebiete anhand beispielhafter Planungen für die Region rund um die polnische Stadt Włocławek (während der deutschen Besatzung Leslau genannt) dargestellt.[24] In der späteren Auseinandersetzung mit Werner Durth und Niels Gutschow um seine Beteiligung an der raumplanerischen Beteiligung an der Menschenvernichtung im Osten berief Neupert sich darauf, dass sich die Planungen des RHA ausschließlich auf die durch den Versailler Vertrag an Polen abgegebe Territorien bezogen hätten – eine Formulierung, die durch Neuperts Aussagen der Reichskanzlei gegenüber nicht gedeckt sind. Am 23. November1940 schrieb er an Reichsminister Dr. Lammers: „Es
sind für
die Bewältigung dieser
großen kulturpolitischen Aufgabe bestimmte Erkenntnisse
fachlicher und
organisatorischer Natur erarbeitet worden, die allen bei einer
Übertragung auf
das großdeutsche Reich die Gewähr für die
Lösung dieser umfassenden Aufgabe
bieten. Im Hinblick auf das nach dem Kriege einsetzende
Wohnungsprogramm wir
die übergeordnete Planung und Gestaltung der Besiedlung sowohl
im Altreich als
auch in den Ostgebieten schon jetzt großzügig
vorbereitet werden müssen.“[25]
Beschränkte sich die im Spätherbst 1940 getroffene Aussage noch auf das besetzte Polen, so formulierte Neupert am 16. März 1942 – er war bereits bei der Wehrmacht - in einem Schreiben an Reichskabinettsrat Dr. Killy wiederum sinngemäß, dass die Siedlungsgestaltung nicht nur auf das Altreich, sondern auch auf die neuen Ostgebiet zu beziehen sei.[26] Eine Unterscheidung zwischen ehemaligen deutschgeprägten Gebieten und erobertem Raum in Russland fand somit nicht statt. Ende 1941 wurden sämtliche Mitarbeiter der Planungsabteilung „auf Veranlassung der Dienststellen Himmler, Rosenberg und Goebbels“[27] zur Wehrmacht eingezogen. Vorausgegangen war eine interne Auseinandersetzung, die Werner Wolfram später folgendermaßen beschrieb: „Etwa
im Herbst 1941
hatte sich so
etwas wie eine Palastrevolution in unserer Arbeitsgruppe ereignet.
Ausgerechnet
der wohl engste Freund Neuperts, Max Reisinger beanstandete das
Siedlungsprojekt
und fand das von der SS vorgeschlagene richtiger, was zu einer
Kontroverse
führte und Anlaß (zur Aufhebung der, Einf.
d. Verf.)
Freistellung vom Wehrdienst war. Das Heft 9 (Die Kreisstadt)
erhielt die Druckgenehmigung erst, nachdem wir bereits Soldat
waren.“
Neupert hatte am 7. Februar 1942 noch auf ein Schreiben „der NSDAP Reichsleitung (Dienststelle Rosenberg) vom 27. Januar 1942“[28] reagiert, „wobei dann allerdings sein Standpunkt akzeptiert wurde.“[29] Anlass für die Intervention von Seiten Rosenbergs und Himmlers war eine Formulierung aus Heft 5 der Reihe „Siedlungsgestaltung aus Volk, Raum und Landschaft“, wo von der „nachlassende(n) Kraft in der Siedlungsgestaltung in den ehemals deutschen Ostgebieten“ die Rede war; hierdurch sei das Ansehen des Deutschen Volkes geschädigt worden.[30] Dass Neupert und seine Planungsabteilung des RHA in der Ostplanung nicht zum Zuge gekommen sind, lag aber vermutlich weniger an einer solchen Aussage, als an der Vorlage, die die Auseinandersetzung mit Reisinger der intrigengeschulten SS gab, einen ernstzunehmenden Konkurrenten um die Planungshoheit für die besetzten Gebiete auszuschalten. Trotz dieses Rückschlags war Neupert völlig auf die Umsetzung der Siedlungsgestaltung im gesamten Reichsgebiet fixiert. Ein Angebot des Rektors der Dresdner TH, Wilhelm Jost, in der neu zu errichtenden Technischen Hochschule in Linz einen Lehrstuhl zu übernehmen lehnte Neupert ab, da „man Siedlungsgestaltung nicht lehren, sondern nur tun könne“.[31] Auch das drängende Angebot seines Vaters, den elterlichen Betrieb zu übernehmen, schlug er aus. Verhaftet in nationalistischer Gesinnung und der Überzeugung, dass seine Planungsansätze die einzig richtigen seien, sah er für sich keine Möglichkeit, die Rolle des provinziellen Landbaumeisters zu übernehmen. Richard Neupert kehrte niedergeschlagen nach Tanna zurück und starb kurz darauf an TBC; nur durch die Einstellung eines Betriebsleiters konnten Neuperts Mutter und Schwester die Geschäftsaufgabe während des Krieges verhindern.[32] Die zweite ChanceNeupert, der nach eigenen Angaben bei seinem Kriegseinsatz im Osten nichts von irgendwelchen Gräueltaten gegen Zivilbevölkerung oder russische Juden mitbekommen hatte (auch im Berlin des judenbereinigenden Generalbauinspektors Albert Speer hatte er keine Verfolgung bemerkt)[33], kehrte Anfang Februar 1944 nach zweimaliger schwerer Verwundung[34] als vorübergehend wehruntauglich nach Berlin zurück, wo er mit Robert Ley zusammen traf. Ley, der Neuperts Arbeit schon aus dessen Zeit im RHA positiv gegenüber stand, nutzte die Gelegenheit, dem inzwischen von Albert Speer ins Leben gerufenen „Wiederaufbaustab für bombenzerstörte Städte“ eine fachliche Stelle entgegen zu setzen. Am 10. Februar 1944 wurde ihm ein „Büro für Wohnungsplanung“ übertragen, das im RHA einzurichten war,[35] allerdings ging sein Arbeitsauftrag erheblich über die zwischen Ley und Speer getroffene Vereinbarung hinaus. Diese Kompetenzausweitung drückte Ley durch den Erlass vom 5. Juni 1944 aus, in dem Neupert zum „Beauftragten für die Gestaltung der Wohngebiete“ ernannt wurde.[36] Gleichzeitig wurde ihm die Leitung verschiedener Dienststellen übertragen: mit der Abteilung VII beim RWK erhielt er die notwendigen staatsrechtlichen Kompetenzen, die Forschungsstelle für Siedlungsgestaltung im RHA diente zur Umsetzung der politischen und baulichen Gestaltung des Siedlungsbildes und in der Abteilung III – Siedlungsgestaltung – in der Deutschen Akademie für Wohnungswesen e.V. (DAW), konnte die Erforschung der technischen und hygienischen Grundlagen der Siedlungsgestaltung durchgeführt werden.[37]Noch im Februar nahm Neupert Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitern auf, allerdings stieß er auf große Schwierigkeiten, in dieser Phase des Krieges eine UK-Stellung zu erreichen. Es dauerte bis zum Herbst 1944, bis die Dienststelle in ihrer personellen Besetzung vollständig arbeitsfähig war. Wolfram beschreibt: „Zur
Arbeitsgruppe gehörten: Max
Reisinger, inzwischen wieder versöhnt, auf Grund einer
Erfindung von der
finnischen Front zum Heereswaffenamt gekommen und fand so Zeit, N.
(Neupert; d.Verf.) zu helfen.
2. Baurat Roggatz, ein alter Heimstättenmann (Beamtentyp) 3. Min. Rat Nicolaus, hoher Beamter im Arbeitsministerium 4. Beiker, Bauwirtschaftspraktiker aus dem RHA 5. Dr. Wolf, ehem. Stadtbaurat von Leipzig 6. Frl. Woelk, Sekretärin 7. Frau Liedicke als Hilfskraft eingestellt 8+9. Dr. Werner und Dr. Ritschel, beide Juristen 10+11. Neupert und ich“[38] Am 15. März 1944, nur zwölf Tage nach Neuperts Dienstantritt in Berlin[39] fand eine erste Besprechung mit Rudolf Wolters, dem „Planungsbeauftragten des Reichsministeriums Speer“,[40] statt, um die kommende Zusammenarbeit auszuloten. Bereits hier wurden Differenzen in der Auslegung von Vereinbarungen zwischen Speer und Ley deutlich, die sich später zu massiven Auseinandersetzungen auswachsen sollten. Zentraler Streitpunkt war die Einschaltung Neuperts bzw. dessen jeweiligen Gaubeauftragten für die Gestaltung der Wohngebiete für die von Hitler per Erlass bestimmten 43 Neugestaltungsstädte, bei denen die beauftragten Architekten unter Speer die Planungshoheit für sich beanspruchten. Auf Basis einer Vereinbarung zwischen Speer und Ley war die Abgrenzung der Arbeitsgebiete zwar geregelt worden, doch weder Ley noch Neupert waren bereit, sich aus dem umfassenden Planungsgebiet für die Wiederaufbaustädte herauszuhalten. Hintergrund war Neuperts Skepsis, ob die von Speer eingeschalteten Architekten die Wohnungsplanung angemessen durchführen könnten, da sie auf diesem „Gebiet […] völlig neu (seien)“[41] Parallel zu den Verhandlungen arbeitete Min. Rat Nicolaus in Neuperts Abteilung bereits an einem Entwurf für ein Reichssiedlungsgesetz, welches nach §1 „den Wohnungsbau und alle seine Folgeeinrichtungen“ für „die Ansiedlung der werktätigen Bevölkerung“ umfassen sollte. Da der Begriff „Werktätige“ hier nicht besonders definiert war, ist zu vermuten, dass der gesamte Wohnungsbau mit diesem Gesetz abgedeckt werden sollte. Neupert und seine Mitarbeiter legten somit einen Entwurf vor, der zu Lasten sämtlicher mit dem Wohnungsbau befassten Stellen die Kompetenzen Leys steigern sollte. Damit waren jedoch die Versuche zur Machtausweitung weitere Kompetenzen aus dem Reichsarbeitsministerium und aus der Deutschen Akademie für Städtebau, Reichs- und Landesplanung herauszulösen.[42] Mit der Vorlage seiner programmatischen Schrift „Grundsätze zum Wiederaufbau deutscher Städte“ am 22. Juli 1944 – die Ausarbeitung hatte Paul Roggatz in der Abteilung Siedlungsgestaltung der DAW übernommen – untermauerte Neupert seinen Anspruch, unter dem Dach des RWK die grundlegenden Arbeiten zum Wiederaufbau zu leiten: „Die
Durchführung des Wohnungsbaues
wird vorbereitet durch die Planungen für
die Gestaltung der Wohngebiete.
Die Wohngebiete sind der entscheidende Teil der
gesamtbaulichen Planung,
denn die richtige Erfüllung des Wohnungsbauprogramms ist das
nächste große
politische Ziel für die Zeit nach dem Kriege. Somit muss die
reichsrechtliche
Regelung für diese Planung massgeblich in die Hand des
Reichswohnungskommissars
gelegt werden.“[43]
Als nächste Ausarbeitung legte Neuperts Abteilung im Oktober 1944 „Der Aufbau der Wohnformen im Stadtverband“ vor, mit der die großstadtfeindlichen Prinzipien der frühen nationalsozialistischen Herrschaft endgültig überwunden werden sollten.[44] Nachdem Ley die Arbeit an Speer übergeben hatte, antwortete dieser am 24. November 1944: „Ich
bin mit den Grundsätzen, die
hier für den zukünftigen Wohnungsbau aufgestellt
sind, einverstanden, vor allem
vertrete ich ebenfalls Ihre Auffassung, daß der
Mehrgeschoßbau in den größeren
Städten unter keinen Umständen verhindert werden kann
und daß er darüber hinaus
auch bevölkerungspolitisch positiv angesehen werden kann, wenn
man nicht an der
bisherigen Form der alten Geschoßwohnungen und der alten
Mietsblöcke festhält.
Ich habe meinem Arbeitsstab Wiederaufbauplanung Ihre Richtlinien gegeben und ihn angewiesen, diese Grundsätze den Planungen zu Grunde zu legen.“[45] Neupert bemühte sich nun, den konkreten Nachweis für die Richtigkeit seiner Planungsgedanken zum Wiederaufbau zu erbringen. Mit Zustimmung von Speer erhielt er zur Untersuchung einen gründerzeitlichen Wohnblock in Berlin-Charlottenburg übertragen, an dem „neben einer sachlichen Ermittlung des Baustoff- und Arbeitsaufwandes“ auch „die Ergebnisse hinsichtlich ihres volkswirtschaftlichen Aufwandes des gewonnenen Wohnraumes und des dabei erzielten Wohnwertes gegeneinander abgewogen werden“ sollten.[46] Im Vergleich von verschiedenen Ansätzen zum Wiederaufbau (Teilentkernung, Vollentkernung, Teilabriss mit Schließen der Lücken mit „Führerwohnungen“, Totalabbruch mit sofortigem Neubau), die er teilweise aus einer Stellungnahme des Wiederaufbaustabes entnommen hatte, kam Neupert zu einem grundsätzlich anderen Ansatz, nach dem nur die ausreichend erhaltenen Wohnungen wiederherzustellen seien und die Schaffung von Ersatzwohnraum in Neubaugebieten rund um die Stadt zu erfolgen hätte, in denen „die Bevölkerung ein zusammenhängendes Bild nationalsozialistischer städtebaulicher Gestaltung“ präsentiert bekäme. Anschließend sollten die alten „Gebiete mit geringem wohnhygienischem Wert“ neu gestaltet werden, da es „nicht das Ziel eines Wiederaufbaues auf Jahrhunderte sein (könne), die Sünden der Vergangenheit auf große Zeitspannen hinaus zu verewigen“[47] Allein schon die Form der Publikation war als Angriff auf Speer gedacht. Das Heft, das im November 1944 auf Hochglanzpapier gedruckt wurde, erhielt das gleiche Format wie Speers Schriftenreihe, und Albert Speer war nach Robert Ley der Erste, der ein Exemplar überreicht bekam.[48] Neben der Planung für eine der unter Speers Verantwortung liegenden Wiederaufbaustädte[49] wurde Neupert von Ley als Nachfolger für den an der Ostfront vermissten Peter Koller[50] eingesetzt und übernahm damit die Bau- und Entwurfsleitung der für die Deutsche Arbeitsfront zu errichtende „Stadt des KdF-Wagens“ (Wolfsburg) und „Stadt der KdF-Traktorenwerke“ (Waldbröl). Nachdem erste Schwierigkeiten im Aufbau seines neuen Arbeitsgebietes überwunden waren, nahm Neupert am 19.April 1944 nach längerer Pause wieder Kontakt zu Heinz Wetzel auf. In seinem ersten Brief berichtete er knapp über die Aufgabe zur Gestaltung der Wohngebiete und bat Wetzel um Hilfe bei der Gewinnung von Mitarbeitern und um fachlichen Rat. Neupert schloss mit den Worten: „Dadurch wird nun doch mal eine Zusammenarbeit möglich, auf die ich früher schon immer gehofft hatte.[51] Wetzel schrieb begeistert zurück und zeigte zwei grundlegende Alternativen für die Umsetzung der Siedlungsplanung auf und lieferte gleichzeitig seine Einschätzung, nach welchen Prinzipien die „neuen“ Städte zu gestalten seinen: „Wie
werden Sie nun
die Aufgabe
anfassen? […] Es gibt zwei Wege: einmal den rein
opportunistischen: man geht
davon aus, in möglichst kurzer Zeit unter möglichster
Ausnutzung des
Vorhandenen möglichst viele Wohnungen zu schaffen, die als
Wohnung an und für
sich betrachtet vielleicht etwas besser sind als die bisher
vorhandenen. Oder
man ist sich klar darüber, dass unser Wohnungswesen, als
unsere Städte wuchsen,
von den unkultiviertesten, ungebildetsten, habgierigsten Volksgenossen
betreut
wurde, und dieses Kainszeichen dem Durchschnittshaus auf die Stirn
geschrieben
bleibt. Zum zwoten: dass das Stadtplanungs- und Parzellierungsprinzip,
wie es
mit der Mitte des vorigen Jahrhunderts zum Zuge kam, den Gipfel der
Gedankenlosigkeit
darstellt, und dass man dabei an nichts anderes dachte als an die sog.
repräsentative Strasse. Das Planungssystem fiel
unglückseligerweise mit seiner
Geburt in die unselige Periode wo der solide Stadtbürger vom
Bourgeois abgelöst
wurde, das Sein vom Schein. Wollen wir die Gelegenheit
benützen, diesen
Schandfleck auszumerzen? Wollen wir radikal vorgehen? Wollen wir davon
ausgehen, dass das unzerstört gebliebene nach Massgabe einer
Abschreibungsformel auch noch verschwinden muss mit der Zeit? Sodass
unsere
Städte endlich einmal wieder ein menschenwürdiges
Gehäuse für eine Gemeinschaft
in allen ihren Gliedern sein werden.
Gehen wir den ersten Weg, so bleiben wir in Zeit und Ewigkeit die gleichen Schweine wie bisher. Gehen wir den zweiten Weg, so tun sich ungeahnte Möglichkeiten auf.“[52] Neupert hielt im kommenden Jahr intensiven schriftlichen Kontakt mit dem schwerkranken Stuttgarter Professor, dessen Lehrstuhl sowie Wohnhaus mit Büro und Atelier in der Zwischenzeit durch einen Bombenangriff vernichtet wurde. Wetzel bot noch an, auf die jeweils zugesandten Ausarbeitungen vorbehaltlos die Meinung zu sagen,[53] aber kurz darauf starb seine Frau und es war bereits März 1945, so dass der schriftliche Kontakt abbrach. Die dramatischen letzten Wochen in Berlin vor dem Untergang des Dritten Reiches beschreibt Werner Wolfram: „Die
Ereignisse
überstürzten sich.
In der Mohrenstraße erlitten wir beim großen
Fliegerangriff im Februar
praktisch Totalschaden. Den etwa einstündigen Aufenthalt im
Luftschutzkeller
dieses Gebäudes und den glücklichen Ausstieg aus den
Trümmern werde ich mein
Leben lang nicht vergessen. Das Gewölbe hielt, der
Fußboden schwankte, wir
wurden förmlich hochgehoben. Alles brannte lichterloh, dennoch
ließ sich aus
dem Schutt noch manches bergen. Die ganze Innenstadt des alten Berlins
war
zerstört. Das Gemeinschaftshaus im Tiergarten blieb
unversehrt. Dort war ein
schöner Luftschutzkeller, der stand hielt. Fanatisch setzten
wir dennoch unsere
Tätigkeit fort. In der Tat, der größte Teil
der Führervorlage war geschafft,
freilich waren die Teile – vor allem die Tafeln –
an verschiedenen Stellen
gelagert, ebenso waren sehr schöne Modelle fertig gestellt. An
bestimmten
Zeichnungen arbeiteten 3 Studentinnen von der Hochschule Weimar. Kurz
vor
Ostern erschien ein Leutnant und verlangte von N. die Entlassung einer
der
Damen, sie war seine Braut. N. sagt ihm kurz, das kommt wohl nicht in
Frage,
sie wollen desertieren, das werde ich verhindern. Alles war aufgeregt,
ich
beruhigte ihn und sagte ,Mach keinen Quatsch‘. Er
ging.“[54]
Selbst in den Tagen der letzten verbissenen Kampfhandlungen um das Stadtzentrum arbeitete Neupert weiter an seinen Ausstellungstafeln und wurde dabei Augenzeuge des militärischen Zusammenbruchs der Verteidigung – der Wehrmachtsstab unter General Weidling hatte im Gebäude des Reichswohnungskommissars Tiergartenstraße 28 seine letzte Kommandozentrale eingerichtet.[55] Unmittelbar nach Bekanntwerden der Kapitulation Berlins am 2. Mai 1945 verließ Neupert die Stadt in Richtung seiner thüringischen Heimat, in seinem Gepäck Fotoabzüge von 24 der etwa 40 fertig gestellten Ausstellungstafeln. Vorher hatte er noch den wichtigsten Teil der zurückgelassenen Arbeitsunterlagen im Keller des Gebäudes eingemauert.[56] Im AbseitsNeuperts Rückkehr nach Tanna stieß wegen seiner Forderung nach Übernahme des Baugeschäfts auf massivsten Widerstand bei Mutter und Schwester. Nachdem Versuche der Schwester scheiterten, den Bruder durch Denunziation „bei der Besatzungsbehörde, den Dienststellen der SED, der Gewerkschaft, der Handels- und Gewerbeorganisationen und der Polizei“ auszuschalten, „zeigte die Schwester ihren Bruder als Hauptverbrecher an unter Verwendung von Briefen, die ihr Bruder an sie, die Eltern und seine Frau geschrieben hatte,“ wobei dem Gericht allerdings nur notariell beglaubigte Auszüge vorlagen.[57] Er wurde sofort verhaftet. Bei seiner Gerichtsverhandlung am 11. Februar 1948 – er hatte die Anklageschrift nicht einmal 24 Stunden vorher erhalten – hatte er bereits neun Monate in Einzelhaft hinter sich und das Urteil lautet zunächst auf ein Jahr Gefängnis. Begründung war, dass er mit den Schriften „Städtebild und Landschaft“ und den Heften „Siedlungsgestaltung aus Volk, Raum und Landschaft“ das „Ansehen des nationalsozialistischen Staates gefördert“ habe.[58]Nun ging Neupert in die Revision: Zum einen konnte er auf Verfahrensfehler verweisen, zum anderen lag eine Reihe eidesstattlicher Versicherungen zu seinen Gunsten vor, die ihn als einen unpolitisch agierenden Fachmann auswiesen, der andere Fachkenntnisse anerkannt und nie die Parteizugehörigkeit bei der fachlichen Beurteilung von Mitarbeitern herangezogen habe. Während eidesstattliche Versicherungen von ehemaligen Mitarbeitern und Kollegen der westlichen Besatzungszonen eher vorsichtig zu beurteilen sind, da aufgrund des bereits prägenden Kalten Krieges eine politische Intention in den Aussagen nicht ausgeschlossen werden kann, konnte Neupert in seinem laufenden Verfahren auf die Fürsprache des Antifaschistischen Ausschusses zu Tanna (4. Mai 1947), des FDGB, Ortsausschuss Tanna (8. Dezember 1947) und von Professor Miller von der Staatlichen Hochschule für Baukunst in Weimar zählen. Aus den Westzonen erhielt er Zuspruch durch den in amerikanischer Internierung befindlichen Paul Steinhauser und bemerkenswerterweise durch Heinrich Tessenow, der ihm bescheinigte, dass seine „Arbeiten ihrem Wesen nach mit Nationalsozialismus oder dergleichen nichts zu tun“ hätten.[59] In den nächsten zehn Jahren konnte Neupert, inzwischen dreifacher Vater, das Baugeschäft nur mit Unterbrechung weiter führen. Bereits 1951 wurde er erneut unter Anklage gestellt; diesmal als „Wirtschaftsverbrecher“ wegen Verstoßes gegen die Planwirtschaft – in seinem Betrieb sei der Schnittholzbestand gegenüber den abgegebenen Meldungen zu hoch gewesen. Neuperts Verteidigung, dass ausreichend Holz im Baubetrieb zur Trocknung liegen müsse und nur durch den Einsatz abgelagerter Balken dauerhafte Bauschäden vermieden werden könnten, wurde bei der Verhandlung berücksichtigt, nach mehrmonatiger Untersuchungshaft wurde er amnestiert.[60] Ende der 1950er Jahre lief die Zeit von Karl Neupert in seiner Heimat ab. Wirtschaftlich erfolgreich sowie regional verwurzelt und anerkannt, jedoch politisch und persönlich nicht in den sozialistischen Staat integrierbar (eine mögliche Enteignung von Privatunternehmern stand ständig im Raum), wurde er 1958 als „Staatsverbrecher“ angeklagt aufgrund einer Äußerung, dass der Russe allein noch auf dem Marxismus sitze, während andere Völker und Staaten sich längst von ihm gelöst hätten.[61] Die folgenden 14 Monate im Zuchthaus Waldheim führten Neupert ans Ende seiner Kräfte. Nach der Entlassung wurde er mit schwerer Nervenerkrankung in die Berliner Charité eingeliefert, wo er „den Ärzten davon lief“ weil es diesen beinahe gelungen wäre, ihn „zu Tode zu kurieren. Grund: Sie suchten nach einer ‚organischen‘ Ursache, punktierten, röntgen und zerlegten mich fast. Als ich dann eine Schädeloperation durchmachen sollte, sprang ich sozusagen dem Totengräber von der Schaufel“.[62] Nach dieser Erfahrung, und auch, weil die nervliche Belastung für die Familie aufgrund der ständig drohenden Haft zu groß wurde, entschloss er sich, zusammen mit seiner Familie in den Westen zu fliehen. Am 21. Dezember 1960 verließ Neupert zusammen seiner Familie über Westberlin die DDR. Seine ehemalige Sekretärin Johanna Woelk hatte zusammen mit Günther Kurnitzky sämtliche Vorbereitungen getroffen, so dass die Familie nach kürzester Zeit im Berliner Übergangslager ein Flugzeug nach Hamburg besteigen konnte. Neupert entging so einer geplanten, erneuten Verhaftung drei Tage später.[63] ErnüchterungSeinen beruflichen Einstand in der Bundesrepublik hielt Neupert mit einem Vortrag in Neustadt an der Weinstraße im April 1961 auf einer Tagung katholischer Siedlungsträger, bei der auch der damalige Bauminister Lücke auftrat. Neupert wollte mit seiner Rede in erster Linie ausdrücken, „was ich gegenüber dem Westen auf dem Herzen habe.“ Sein Thema war „Siedlungsgestaltung statt ‚Städtebau‘ – Die Sehnsucht des Ostens: Überwindung des Funktionärs und des Kollektivs – Wiedergewinnung der Persönlichkeit und der Gemeinschaft im Bilde der sichtbaren Umwelt“,[64] und dies sei „eigentlich das Gegenteil von dem […], was Lücke in seiner Rede am gleichen Tag sagte.“[65]Vermittelt über den Stuttgarter Professor für Landesplanung Josef Umlauf, ebenfalls Wetzelschüler und maßgeblich an der Ostraumplanung der SS beim „Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums“ Heinrich Himmler, beteiligt, fand Neupert am 1. Juli 1961 eine Anstellung in der aus einer Heimstättengesellschaft hervorgegangenen Wohnungsbaukreditanstalt des Landes Schleswig-Holstein.[66] Zunächst nur mit wenig Personal, allerdings mit erheblichen finanziellen Mitteln ausgestattet, formte Neupert seine Abteilung in eine „Forschungsstelle für Siedlungsgestaltung“ um, mit der er zumindest eine Neuauflage der Arbeitsweise des Reichsheimstättenamtes erreichen wollte, wenn nicht sogar die „totale Planung“ aus seiner Dresdner Zeit.[67] Trotz der Ernüchterung über die Abläufe des demokratischen Interessenausgleichs in Westdeutschland – „In anderen Zeiten würde man sagen, es ist ein Saustall. Heute sagt man, es ist zeitgemäß. Drüben herrscht der Terror und der Funktionär. Hier herrscht die Massenverdummung, der Manager und die dicke Brieftasche“[68] – ließ Neupert nicht in seinen Bemühungen nach, die Verantwortlichen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft von der Richtigkeit seiner Ideen zu überzeugen. Er schlug sogar das Angebot aus, in Stuttgart als erster Beigeordneter tätig zu werden, „es war sogar ein ‚Generalbaudirektor‘, der zu vergeben war“,[69] aber er sah „die Lösung des Problemes der Siedlungsgestaltung […] eben nicht in der Großstadt, sondern ausschließlich auf dem Land, bei den Dörfern, Marktflecken und Kreisstädten.“[70] Um Einfluss zu gewinnen und seine Planungsgedanken in gebaute Realität umsetzen zu können, nahm Neupert in den knapp 15 Jahren seiner Tätigkeit in Kiel Kontakt mit einer großen Anzahl von Personen in verantwortlichen Positionen auf. So versuchte er im Jahr 1966 den inzwischen in Berlin als Professor für Städtebau tätigen Peter Koller „als Mitkämpfer für die Regeneration des Bauschaffens zu gewinnen“.[71] Koller lehnte ab und schrieb zurück: „Ich
habe ihre
schönen
Ausarbeitungen durchgesehen. Sie bestechen in ihrer
Liebenswürdigkeit, in der
bescheidenen ‚Ergriffenheit‘ des Suchens und der
Darstellung. Aber ich muß
Ihnen auch (leider) sagen – sie muten mich an wie eine
liebgewonnene
Erinnerung, auch an mich selber. Aber sie gehören doch einer
vergangenen Zeit
an.“[72]
Später, in seinen Erinnerungen, formulierte Koller seine Einschätzung allerdings direkter: „Neupert, Architekt. Spinner, die fachliche Säule des (Reichsheimstätten-, d.Verf.) Amtes in der letzten Zeit bis 1945; in Schleswig-Holstein noch vor wenigen Jahren beratend tätig.“[73] Am 31. Dezember 1975 ging Karl Neupert in den Ruhestand. Sein letztes Jahr in der Leitung der Forschungsstelle für Siedlungsgestaltung hatte er mit einem Fazit über die vorhergehenden 14 Jahre Tätigkeit eingeläutet: „Mein
Versuch, hier
oben über eine
Art von Reichsheimstättenamt die ‚anerkannten Regeln
der Baukunst‘ und die
‚Prinzipien der Siedlungsgestaltung‘ durchzusetzen,
ist an der detestablen
Haltung der vereinigten Planungsbürokratie und der
Bauträger so gut wie
gescheitert.“[74]
Wichtige Anregungen für die philosophische, wirtschaftliche und kulturhistorische Einordnung seiner Theorie der Siedlungsgestaltung zog Neupert aus den Schriften des österreichischen Juden Egon Friedell[75] sowie von Oswald Spengler, einem der geistigen Wegbereiter des Nationalsozialismus. Mit dem Volkswirt Wilhelm Röpke, einem der Väter der „sozialen Marktwirtschaft“, betrieb er bis zu dessen Tod im Jahr 1966 intensiven Schriftverkehr, ebenso mit Edgar Salin, der als Deutscher jüdischer Abstammung zwischen 1927 und 1962 eine Professur für Ökonomie in Basel inne hatte und als einer der Begründer der „politischen Ökonomie“ gilt. Sebastian Haffner, dessen Buch „Anmerkungen zu Hitler“ Neupert als Rechtfertigung für das Handeln des deutschen Volkes im Nationalsozialismus heranzog und Haffners Aussagen auf eine Alleinschuld Hitlers reduzierte, antwortete allerdings nicht auf seine Schreiben. Weitere Kontakte bestanden zu dem umstrittenen österreichischen Kunsthistoriker Hans Sedlmayr und dem katholischen Religionsphilosophen Romano Guardini. Mit Ausnahme der frühzeitig belegten Anhängerschaft zu Gregor Strasser und der Beschäftigung mit der Lehre Oswald Spenglers bleibt für die anderen genannten Ideengeber der Zeitpunkt, zu dem sich Neupert erstmals mit ihnen beschäftigte, unklar. In der korporatistischen Struktur des Bundeslandes Schleswig-Holstein, in der ein Interessenausgleich zwischen den handelnden Akteuren des Bau- und Planungswesens herbeigeführt wurde, stieß Karl Neupert mit seinem auf ein hierarchisches Staatssystem angewiesenes Planungssystem auf unüberwindliche Schwierigkeiten. Die fortlaufende Kontaktaufnahme zu hoch gestellten Persönlichkeiten in Staat und Gesellschaft, die im Nationalsozialismus durchaus zur Erreichung einflussreicher Positionen hilfreich war, bot hier keine Gewähr, die eigenen Planungsideen umzusetzen. Dazu war Neupert in einer halb-staatlichen Institution tätig und konnte somit kaum gegen die Wirtschaftsinteressen des Landes agieren. Hinzu kam bei ihm eine ausgeprägte Kompromisslosigkeit, die bei inhaltlichen Differenzen zwischen den kommunalen Planungen und Neuperts Gegenentwürfen kaum Spielraum für Zwischenlösungen bot und seinen jeweiligen Verhandlungspartner schnell die Rolle einer fundamentalen Opposition einnehmen ließ. So ist es kaum verwunderlich, dass von Neuperts über 100 Planungsvorschlägen zwischen 1961 und 1975 kein einziger komplett umgesetzt wurde und nur Teile daraus gebaute Wirklichkeit wurden. Karl Neupert fühlte sich mehrfach in seinem Leben verraten, und dies meist mit dramatischen Folgen. Nach seiner Auseinandersetzung mit seinem besten Freund Reisinger im Jahr 1941 wurden er und alle seine Mitarbeiter zur Wehrmacht eingezogen; nach der Denunziation durch die eigene Schwester, unterstützt durch die Mutter, fand er sich für längere Zeit in Haft wieder und kam aus der politischen Verfolgung in der DDR nicht mehr heraus. Schließlich agierte Werner Wolfram, mit dem ihn eine über 50 Jahre währende Freundschaft verband, im Kontakt mit Durth und Gutschow gegen seinen ausdrücklichen Wunsch, und er sah sich massiven Vorwürfen ausgesetzt. Es lässt sich der Schluss ziehen, dass Neupert, verhaftet im Denkmuster von Treue und Verrat, nur allzu leicht die Aussage Sebastian Haffners von der Schuld Hitlers und dessen Verrat am deutschen Volk aufgriff und verkürzte, um sich und seine Altersgenossen von jeglicher Schuld freizusprechen. Andererseits mag er seiner Familie durch sein Verhalten bei der Frage der Firmennachfolge, als er diese zunächst ablehnte und später – mangels Alternative – doch auf sein „Recht“ beharrte, sogar das Gefühl des zweifachen Verrats vermittelt haben; für seine Rolle des Widerparts in der Auseinandersetzung mit Schultze-Naumburg an der Weimarer Bauhochschule schämte er sich später. Wenn sich Neupert schon nicht als konkreter Planer des Tabula Rasa in den im Zweiten Weltkrieg eroberten Ostgebieten verstand – seine in den 1940er Jahren getätigten Aussagen lassen seine Verteidigung in den 1980er Jahren fragwürdig erscheinen – so war er doch zumindest willfähriger Zuarbeiter einer entfesselten Eindeutschung der besetzten Gebiete ohne Rücksicht auf die Bevölkerung, die in den überplanten Regionen lebte. Trotzdem ist eine bei Durth und Gutschow angedeutete Gleichsetzung der Schlagworte „Totale Planung“ mit „Totalem Krieg“ zu kurz gegriffen, weil sie den jeweiligen Kontext der Begriffsentstehung nicht ausreichend berücksichtigt. Neuperts Spiel auf Zeit bei der Beantwortung von Fragen zu historischen Gegebenheiten[76] sowie die Vehemenz, mit der er sich gegen die ihm gegenüber erhobenen Vorwürfe zur Wehr setzte, Mittäter bei der Menschenvernichtung im Osten gewesen zu sein, stachelte das Interesse an seiner Person noch mehr an. Am Ende war kein Dialog mehr möglich. Sein letzter Brief an Werner Durth macht dies überdeutlich: “Das
„Sehr
geehrter Herr“ kann ich
mir ersparen, denn noch bin ich mir nicht im klaren darüber,
ob Ihre
Dreistigkeit oder Ihre Dummheit die größere ist, mit
der Sie versucht haben,
mich unter Berufung auf Werner Wolfram zu einer Aussage über
ein Thema zu
bewegen, für das Sie weder vom Charakter noch von der
geistigen Dimension her,
die zum Verständnis eines Phänomens, wie das der
Siedlungsgestaltung, notwendig
ist, befähigt sind.
[…] Was Sie und Ihre Spießgesellen von Madame Teut über Harlander und Fehl, Gutschow jun., der von seinem Vater leider nicht einmal den Verstand, geschweige denn die Moral geerbt hat, und schließlich Sie selbst sich in Ihren an geistige Onanie grenzenden Elaboraten geleistet haben, grenzt schon an das Kriminelle.“[77] Während Werner Wolfram die Ideen der Siedlungsgestaltung in seine Planungstätigkeit als Architekt in den Baukollektiven von Hoyerswerda oder Schwedt zumindest partiell hat einfließen lassen können und Hubert Grenzer als Professor an zwei Hochschulen in der DDR unbehelligt tätig sein konnte, war Karl Neupert die Mitarbeit in verantwortlicher Position ausgerechnet in dem Teil Deutschlands verwehrt, in dem seine, auf totalitäre Strukturen angewiesenen Planungsansätze umsetzbar gewesen wären. Dies hat er auch selber erkannt: „Wie
ihre Entwicklung nur unter ganz
besonderen politischen Gegebenheiten, nämlich gleichlaufend
mit der Suche nach
einer nationalen und sozialen Gemeinschaft, möglich war, so
ist es mit ihrer
Verwirklichung nicht anders. Da diese Gegebenheiten jedoch nicht mehr,
wahrscheinlich sogar n
i e
mehr, eintreten werden, wird Siedlungsgestaltung auch n i e mehr zu verwirklichen sein.“[78] EpilogEntgegen Neuperts Aussage ist sein Ansatz der Siedlungsgestaltung heute noch aktuell – allerdings nicht im Fachgebiet der Raumplaner. Seit Mitte der 1970er Jahre bis zu seinem Tod 1991 hatte Neupert intensiven Kontakt zu Ernst Korkisch, Professor im Fachbereich Landespflege an der Fachhochschule Weihenstephan.[79] Korkisch übernahm den Ansatz des topographischen Landschaftsmodells für die Garten- und Landschaftsplanung, so dass heute eine Reihe von Landschaftsarchitekten diesen Planungsansatz zur Veranschaulichung in ihrem Repertoire führen und damit auch erfolgreich sind.[80] Damit bietet die vom NS-Kampfbegriff „Siedlung“ und von der ambivalenten Figur Karl Neuperts gelöste Landschafts-Gestaltung heute eine Bereicherung des planerischen Repertoires; nur umsetzbar, weil die Planer sie für sich nicht zu einer Quasi-Religion erheben und die im demokratischen System notwendige Kompromissbereitschaft mitbringen. [1]
Archiv Klaus Neupert (AN): Richard Neupert an Karl Neupert::
Bescheinigung über
Arbeitszeiten, 30.08.1935.
[2]
Christian Schädlich: Die Hochschule für Architektur
und Bauwesen Weimar. Ein
geschichtlicher Abriß, Weimar 1985, S. 39.
[3]
Claus Pese: „Der Name Schultze-Naumburg ist Programm
genug“, in: Ralf Both,/Thomas
Pföhl (Hg.): Aufstieg und Fall der Moderne, Katalog der
Ausstellung, Weimar
1999, S. 388. Günther, auch
„Rasse-Günther“ genannt, übernahm
zur gleichen Zeit
den für ihn geschaffenen „Lehrstuhl für
menschliche Züchtungskunde“ an der
Universität Jena, später umbenannt in
„Lehrstuhl für Sozialanthropologie“;
siehe: Norbert Borrmann: Paul Schultze-Naumburg 1869 - 1949.
Maler,
Publizist, Architekt. Vom Kulturreformer der Jahrhundertwende zum
Kulturpolitiker im Dritten Reich. Ein Lebens- und Zeitdokument, Essen
1989, S.
192.
[4]
Zur
Anerkennung des Abschlusses und seiner Gleichstellung mit dem
Dipl.-Ing. siehe:
Wilhelm Mues: Was ist ein Diplom-Architekt, in: Der Architekt, Heft 12,
1954,
S. 43.
[5]
Archiv Werner Wolfram (AW): Berichterstattung über den
Wettbewerb des
Akademischen Architektenvereins an der Hochschule für
Baukunst, Weimar,
03.03.1932, S. 1ff. Der erste Preis ging an Werner Hentschel (1.
Semester),
zwei zweite Preise erhielten Fritz Fasbender und Neuperts Freund Werner
Wolfram
(beide 3. Semester).
[6]
Damit
war sein Abschluss mit dem Dipl.-Ing. gleichgesetzt.
[7]
AN:
Der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt: Zeugnis
für Karl Neupert, Weimar,
15.06.1935.
[8]
AN:
Heeresbauamt Naumburg a. S.: Zeugnis für Karl Neupert,
Naumburg a. S.,
31.03.1936.
[9]
AN:
Marine-Standortbauamt Kiel: Beschäftigungsnachweis
für Karl Neupert, Kiel,
26.09.1936.
[10]
AN:
Neupert an Dr. Dankwart Guratzsch, Redaktion DIE WELT, 25.03.1987, S.
2.
[11]
Grenzer, Tessenow-Schüler, war nach dem zweiten Weltkrieg
zunächst Stadtbaurat
von Zwickau, anschließend Professor für
Städtebaulehre in Weimar und Görlitz.
Während Kurnitzky nach 1945 als freischaffender Architekt in
Berlin tätig war,
übernahm Weitze, der wie Neupert in Weimar studiert hatte, die
Leitung des
Stadtplanungsamtes von Rheine/Westfalen.
[12]
Archiv Ernst Korkisch (AKo): Neupert an Klaus Neupert, 08.12.1986, S.
3.
[13]
„Alles,
was die Natur liefert, soll nicht verwischt, sondern ausgebildet,
gesteigert
werden: die Höhe soll erhöht, die Fläche
noch mehr geflächt werden“; in:
Fischer, Theodor: Sechs Vorträge über Stadtbaukunst,
München/Berlin 1922, S.
78.
[14]
Ebd.
[15]
AKo:
Neupert an Wolf Jobst Siedler, 20.07.1987, S. 2.
[16]
AKo:
Neupert an Ernst Korkisch, 30.12.1985, S. 2.
[17]
Ebd.
[18]
AKo:
Neupert an Ernst Korkisch, 08.12.1986, S. 3; gemeint ist:
Reichsheimstättenamt,
Planungsabteilung (Hg.): Städtebild und Landschaft, Berlin
1939.
[19]
AN:
Siedlungsgestaltung aus Volk, Raum und Landschaft. Lebens- und
Arbeitsbericht
des Dipl.Arch. Karl Neupert, o. D., S. 2.
[20]
Archiv Keilmann (AKe): Peter Koller: Die verschiedenen
städtebaulichen
„Machtbereiche“, S. 5f.; Koller verfasste diesen
22-seitigen handschriftlichen
Bericht zwischen Februar und Mai 1977 für Christan Schneider,
welcher Teile
daraus für seine Promotion über die
Stadtgründungen Wolfsburg und Salzgitter
verwendete.
[21]
AN:
Neupert an Klaus Neupert, 08.12.1986, S. 7.
[22]
Hier
und im Folgenden: Reichsheimstättenamt, Hauptabteilung
„Städtebau und
Wohnungsplanung“ (Hg.): Siedlungsgestaltung aus Volk, Raum
und Landschaft, Heft
1, Berlin 1940, S. 8.
[23]
Ebd.
[24]
Inhaltlich wurde dieses Heft größtenteils von Werner
Wolfram erstellt, der in
der späteren DDR u. a. maßgeblich an der
Stadtplanung von Schwedt und
Hoyerswerda beteiligt war.
[25]
BArchB, R42II/209, Bl. 204.
[26]
BArchB, R43II/209, Bl. 222f.
[27]
AKo:
Neupert: Stellungnahme zu „Hitlers sozialer Wohnungsbau 1940
– 1945, o. D., S.
7.
[28]
BArchB, R4002/33: Neupert an Min. Rat Nicolaus und Baurat Roggatz,
03.07.1944.
[29]
AN:
Lebenserinnerungen von Werner Wolfram, verfasst ca. 1954, S. 39.
[30]
Himmler konnte kein Interesse daran haben, dass sich die Deutsche
Arbeitsfront
mit ihrem RHA in die Planungstätigkeit im Osten einmischte;
zur Vertiefung siehe:
Rolf-Dieter Mülle,: Hitlers Ostkrieg und die deutsche
Siedlungspolitik. Die
Zusammenarbeit von Wehrmacht, Wirtschaft und SS, Frankfurt am Main
1991, S.
83ff.
[31]
AKo:
Neupert an Korkisch, 04.01.1985, S.2.
[32]
Aus
einem Telefonat mit Klaus Neupert am 13.04.2008.
[33]
AKo:
Neupert an Ernst Korkisch, 20.04.1989, S. 17.
]34]
Im
Juli 1942 erlitt Neupert eine Verwundung im Nacken durch einen
Granatensplitter
und zu Beginn des Jahres 1944 einen Bauchschuss; siehe: AN:
Revisionsbegründung, 13.03.1948, S. 2.
[35]
Tilman Harlande,: Zwischen Heimstätte und Wohnmaschine.
Wohnungsbau und
Wohnungspolitik in der Zeit des Nationalsozialismus,
Basel/Berlin/Boston 1995,
S. 281.
[36]
Der
Wohnungsbau in Deutschland, Heft 15/16, August 1944, S. 186.
[37]
BArchB, R4002/39: Der Beauftragte für die Gestaltung der
Wohngebiete:
Arbeitsblatt, 19.12.1944, S. 1.
[38]
Wolfram (siehe Anm. 29), S. 46.
[39]
BArchB, R4002/34: Arbeitsbericht betr. Auftrag vom 10.02.1944.
[40]
BArchB, R4002/102, Bl. 219.
[41]
BArchB, R4002/28, Bl. 121. Der Vorgang ist dargestellt in: Harlander
(siehe
Anm. 35), S. 281ff.
[42]
BArchB, R4002/27: Abgrenzung der Zuständigkeit zwischen RWK
und RAM in zwei
graphischen Tafeln, o.D., sowie BArchB, R4002/102, Bl. 163ff.
[43]
BArchB, R4002/28, Bl. 223.
[44]
Werner Durth/Niels Gutschow: Träume in Trümmern.
Stadtplanung 1940 – 1950,
München 1993, S. 48f.
[45]
BArchB, R4002/96, Bl. 57.
[46]
Der
Beauftragte für die Gestaltung der Wohngebiete: Wiederaufbau
zerstörter Städte.
Untersuchung eines Baublocks in Berlin-Charlottenburg, Berlin 1944, S.
1.
[47]
Ebd., S. 38.
[48]
BArchB, R4002/28, Bl 46.
[49]
BArchB, R4002/28, Bl. 122.
[50]
Die
Einschaltungen für Wolfsburg und Waldbröl sind belegt
in BArchB, R4002/60 und
BArchB, R4002/59; Koller, bereits Vater von sieben Kindern, hatte sich
freiwillig zur Wehrmacht gemeldet; siehe: Froberg, Nicole: Ein Mann der
Rede
und der Feder. Peter Koller – Architekt und Stadtplaner
Wolfsburgs, Wolfsburg
2007, S. 32f.
[51]
BArchB, R4002/36, Bl. 201.
[52]
BArchB, R4002/36, Bl. 199.
[53]
BArchB, R4002/36, Bl. 186.
[54]
Wolfram (siehe Anm. 29), S. 47. Wolfram traf den ehemaligen Leutnant
später
wieder; dieser bedankte sich, da Wolfram ihm das Leben gerettet habe.
[55]
Siedlungsgestaltung… (siehe Anm. 19), S. 19.
[56]
LArchB, CRep 800/430: Abt. für Bau- und Wohnungswesen:
Protokoll der
Besprechung mit der Sachverwaltung der Deutschen Akademie für
Wohnungswesen
e.V. am 14.02.1946, S. 2.
[57]
AN: Revisionsbegründung,
13.03.1948, S. 2f.
[58]
Siedlungsgestaltung… (siehe Anm. 19), S. 20.
[59]
AN:
Heinrich Tessenow an Neupert, 25.03.1948.
[60]
AN:
Siedlungsgestaltung… (siehe Anm. 19), S. 20.
[61]
Ebd.;
Neuperts Ruf wirkt teilweise bis heute, seine in den 1950er Jahren
gebauten
Bauernhöfe sind aufgrund seiner Zimmermannsausbildung nur von
Fachleuten als
Bauwerke neueren Datums erkennbar.
[62]
AN:
Neupert an Kurt Weitze, 15.01.1961, S. 1.
[63]
AN: Johanna Woelk an Neupert,
11.01.1961,
S. 1.
[64]
AN:
Neupert an Kurt Weitze, 08.05.1961.
[65]
Ebd.
[66]
AN: Neupert an Johanna Woelk,
08.06.1963. Im Zuge der
„68er”-Proteste gab
Umlauf seinen Lehrstuhl auf.
[67]
AN:
Neupert an Kurt Weitze, 08.05.1961.
[68]
AN:
Neupert an Kurt Weitze, 08.05.1962, S.1.
[69]
AN: Neupert an Johanna Woelk,
20.12.1964, S. 2.
[70]
AN:
Neupert an Kurt Weitze, 22.12.1964.
[71]
Siedlungsgestaltung… (siehe Anm. 19), S. 45. Neupert
erklärt weiterhin zu
Koller, dieser habe sich, „obwohl vor dem Krieg
Günstling Speers und, wie aus
seiner Sieldung Steimkerberg in Fallersleben hervorgeht, die
‚anerkannten
Regeln der Baukunst‘ praktizierend, nach dem Krieg
bedingungslos auf die Seite
des Modernismus geschlagen.“
[72]
Ebd.
[73]
Koller (siehe Anm. 20): S. 16. Auf Seite 32 schreibt Koller
über Heinz Wetzel:
„Starke Wirkung hatte Wetzel+, der Prof.
für Städtebau in Stuttgart.
Seine Schüler, z.B. Liedecke hielten viel von ihm; mir kam er
immer komisch vor
weil er ein Ästhet war; und zwar ein
Misthaufen-Ästhet. Seine Liebe waren
‚Mistheife‘, die im Schwäbischen auch noch
in den Städten an den Straßen lagen!
Er konnte auch ernst zu nehmende Menschen […] recht
beeindrucken. Blieb
historisierender Ästhet.“
[74]
AN:
Neupert an Kurt Weitze, 28.01.1975.
[75]
Friedell, Jahrgang 1878, nahm sich am 16.03.1938 in seiner Geburtsstadt
Wien
das Leben, um einem „Besuch“ von zwei
SA-Männern zu entgehen.
[76]
AKo:
Neupert an Werner Durth, 08.10.1986.
[77]
AKo:
Neupert an Werner Durth, 07.08.1987, S.1f.
[78]
AN:
Neupert an Klaus Neupert, 25.02.1984, S. 2.
[79]
Vgl.
Erhard Ernst Korkisch: Landschaftsraum und Siedlungsgestaltung.
Grundlagen
städtebaulicher Planung nach den naturräumlichen
Bedingungen, Freising 1992.
[80]
Aus
Telefonaten mit den Landschaftsarchitekten Uli Franke/Schwerin, Martin
Hauck/Mannheim und anderen am 19./20.04.2008.
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"Jene, die nichts aus der Geschichte lernen, sind dazu verdammt, sie zu wiederholen." | ||
George Santayana (1863 - 1952) | ||