Die
Väter der Stadt –
„Mütter“ hat es vermeintlich nicht
gegeben – sind heute hinreichend bekannt: Ferdinand
Porsche,
der mit seiner Fahrzeugentwicklung die Idee von einem Volkswagen
erst realistisch werden ließ, Bodo
Lafferentz, der im Jahr
1936 mit dem Flugzeug über die Region flog und den
Standort für das neu zu gründende VW-Werk festlegte, Peter
Koller, der mit 30
Jahren fast jugendliche Stadtplaner, der
die Entwicklung der Stadt bis weit in die Nachkriegszeit entscheidend
prägte.
Dazu wäre noch Hans Strauch als der
Finanzfachmann
der Deutschen Arbeitsfront (DAF) zu nennen, über den in den
ersten Jahren die
Finanzierung des Städtebaus erfolgte, im weiteren Sinne Adolf
Hitler selbst mit
seiner Forderung nach dem Bau des
Volkswagens; Hitlers Lieblingsarchitekt Albert
Speer,
der als „Generalbauinspektor für die Neugestaltung
der
Reichshauptstadt“ (GBI) die notwendige planungsrechtliche
Freiheit bieten
konnte und schließlich Robert Ley,
Leiter der DAF und Reichsorganisationsleiter der NSDAP, der durch seine
psychisch bedingte hochfliegende Begeisterungsfähigkeit einen
starken Rückhalt
bei der unglaublich komplexen Aufgabe gab.
Nun wäre mit dem Begriff einer „Stadt auf der
grünen
Wiese“ eigentlich schon gesagt, worin die Herausforderung bei
der Planung für
Wolfsburg bestand. Allerdings war die ländlich
geprägte Gegend im
niedersächsischen Osten nicht nur Wiese, sonder auch Wald und
Hügel – und
gerade diese landschaftlichen Eigenschaften sollten für die
ersten Ideen einer
Stadtstruktur prägend werden. Der erste, von höchster
Stelle genehmigte
Generalplan, nach seiner Form „Springendes Pferd“
genannt, war in wenigen
Wochen rund um den Jahreswechsel 1937/38 entstanden. An ihm sollte sich
die
weitere Stadtentwicklung orientieren, wobei – mit Ausnahme
einer „Stadtkrone“
auf dem Klieversberg – noch keine genaueren Festlegungen
getroffen waren, auf
welche Art die verschiedenen Gebiete bebaut werden sollten.[1]
Während
allerdings Peter Koller als Stadtplaner von
Beginn der neueren Wolfsburger Geschichte an im Mittelpunkt
des
öffentlichen
Interesses stand, ist der Name des Mannes immer noch weitgehend
unbekannt,
welcher für Koller die Vorgaben entwickelt hat, an welcher
Stelle in der noch
unberührten Landschaft Gartenflächen,
Grünzüge, Einfamilienhäuser oder
Stockwerksbebauung vorzusehen seien: der Garten- und
Landschaftsplaner Wilhelm Heintz.
Bereits am 10. Dezember
1937, nur wenige Wochen nachdem Peter Koller mit der Stadtplanung
beauftragt
worden war, erhielt Heintz von der „Gesellschaft zur
Vorbereitung des Deutschen
Volkswagens m.b.H.“ (Gezuvor den Auftrag,
„ein
generelles Gutachten über die
Siedlungsmöglichkeiten in einem Raum
süd-östlich von Fallersleben
(Braunschweig) in Verbindung mit einem Bebauungsplan des Herrn
Architekten
Koller“[2]
zu erstellen. Wer war dieser Mann, der als bislang Unbekannter
maßgeblichen
Einfluss auf das spätere Aussehen der Stadt hatte und
bis weit in die 50er Jahre
an der städtischen Grünflächenplanung
mitwirkte?
Wilhelm Heintz wurde am 29.
August 1888 in Bonn geboren
und absolvierte nach dem Besuch der Volksschule zunächst eine
Ausbildung zum
Schmied, war aber noch vor dem Ersten Weltkrieg aus gesundheitlichen
Gründen
gezwungen, sich nach einer anderen beruflichen Tätigkeit
umzusehen, da seine
Lungen und Bronchien die in der Schmiedewerkstatt entstehenden Gase
nicht
vertrugen. Auf Anraten seines Arztes entschied er sich für
eine Arbeit an der
frischen Luft und eignete sich autodidaktisch die notwendigen
Kenntnisse des
Garten- und Landschaftsplaners an. Seine gesundheitliche
Einschränkung war auch
der Grund, warum er im Ersten Weltkrieg nicht zum Militär
eingezogen wurde und
statt dessen seine Anstellung bei einem Großgrundbesitzer in
Pönitz bei Lübeck
behielt; hier lernte er seine spätere Ehefrau
kennen.[3]
Während
der
Weimarer Republik war er in verschiedenen
Großgärtnereien in
Norddeutschland beschäftigt und unterhielt kurzzeitig ein
Büro als
Gartengestalter in Lübeck.[4]
Die Umsetzung einer großen Parkanlagenplanung im friesischen
Schortens in der
direkten Nachkriegszeit kam wegen des überraschenden Todes des
Auftraggebers
nicht zustande. Gegen
Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts zeichnete er die
Grünanlagen für das von
Werner Issel zusammen mit Hans Poelzig in Wedel bei Hamburg geplante
Kraftwerk
Schulau, und im Jahr 1927 legte Heintz als Erster Entwürfe
für ein Freilichttheater
am Kalkberg in Bad Segeberg, dem Gelände der heutigen
Karl-May-Festspiele vor;
diese zunächst
nicht intensiv verfolgten Pläne bekamen nach der
Machtübernahme der
Nationalsozialisten im Jahre 1933 einen neuen Stellenwert, waren den
neuen
Machthabern jedoch nicht ausladend genug. Die spätere
Gestaltung, errichtet im
Kontext der Thingspiele der frühen nationalsozialistischen
Herrschaft,[5]
hatte allein schon in ihrer Dimension kaum noch Ähnlichkeiten
mit den Vorschlägen
von Heintz; allerdings wurde er zumindest noch zur Einweihungsfeier
eingeladen.
1934
trat er als Gartenfachmann in das neu gegründete
„Reichsheimstättenamt der NSDAP und
DAF“
(RHA) in Berlin ein, wo er Peter
Koller „kennen und bei Verhandlungen, an seinem Zeichentisch
und auf der
Baustelle schätzen“[6]
lernte. Diese berufliche und menschliche Hochachtung beruhte durchaus
auf
Gegenseitigkeit, da Koller Heintz in seinen späteren
Aufzeichnungen als
„hervorragenden Garten- und Siedlungsfachmann“
bezeichnete, „der jede Pflanze
kannte, mit dem jeder Gang durchs Gelände eine Lehrstunde war
[…].“[7]
Das Prinzip
einer
landschaftsgebundenen Bauweise,
welches sich an der Lehre der Siedlungsplanung des Stuttgarter
Professors Heinz
Wetzel orientierte, war kennzeichnend für die
Planungsvorschläge aus des RHA.
Die Mitarbeiter ließen sich aus dem gesamten Reichsgebiet die
Entwürfe für
Siedlungsplanungen zusenden, welche meist als Werkssiedlungen bei
Rüstungsbetrieben entstanden. Koller beschrieb seine Aufgabe
später so:
Die Aufgabe der Gartenfachleute
im RHA – zu nennen sind
hier neben Heintz unter anderem die Gartenplaner Theo Prechter (1904
– 1986)
und Hermann Foeth (? – 1944) – war umfangreich und
dienten einem politischen
Zweck. Seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten bekam
das Siedlungswesen
seine Rolle in den Rüstungsbestrebungen zugewiesen. Das in der
Weimarer
Republik geschaffene Reichsheimstättengesetz hatte
ursprünglich dazu gedient,
Selbstversorgersiedlungen für Erwerbslose zu schaffen, damit
Arbeitslose,
welche sich mit viel Eigenleistung eine Immobilie schufen, mit der
Ausnutzung
von jeweils ca. 600 qm Landzugabe einen Großteil der
benötigten Nahrungsmittel
selbst erwirtschafteten.[9]
Nach
1933, als umfangreichere Baumaßnahmen fast nur noch in
Verbindung mit Rüstungsvorhaben
gestartet wurden, diente der Gemüse- und Obstanbau sowohl den
kriegswichtigen
Autarkiebestrebungen des Reiches, als auch dazu, den großen
Kreis von Arbeits-
und Wohnungslosen zu beschäftigten und unterzubringen, also
ein potentielles
Unruhepotential ruhig zu stellen.[10]
Um einen möglichst
hohen Ertrag aus dem zur Verfügung
gestellten Land herauszuholen, wurden die Siedler bei der
Gartenarbeit
umfangreich
unterstützt, und hier kamen die Gartengestalter des
Reichsheimstättenamtes ins
Spiel. Bereits bei der Festlegung von Standorten für die
einzelnen Siedlungen
hatten sie die Bodenstruktur unter Aspekten der
Nutzungsmöglichkeiten zu
erkunden, das örtliche Klima war zu beschreiben. Auf dem
zugehörigen Vordruck
des RHA hatte der Gartenfachmann außerdem noch Detailfragen
der Be- und
Entwässerung zu beantworten sowie Angaben zu Bodenpreisen und
zur möglichen
Größe der Siedlerstellen zu machen.
Ergänzt
wurden diese vorbereitenden Tätigkeiten mit der
konkreten Durchgestaltung der Siedlergärten, wobei die
Bepflanzung durch die
Gartenfachleute im RHA bzw. in den
Gauheimstättenämtern festgelegt wurde. Sie
hatten neben der Ausgestaltung von Gärten für
Siedlerstellen, die durch das RHA
oder dessen Planungsbüros in den einzelnen Gauen geplant
wurden, auch die
Betreuung der Siedler zu übernehmen, damit die neu angelegten
Gärten ihrem
Zweck dienten.
Um
eine möglichst weite Verbreitung grundlegender
Kenntnisse der Pflanzenpflege und des Obst- und Gemüseanbaus
zu erreichen,
nutzten die Gartenplaner des RHA die vom eigenen Hause mit
herausgegebene
Zeitschrift „Siedlung und Wirtschaft“. In den
Jahren 1934 und 1935 publizierte
Heintz mehrere Artikel, welche sich mit unterschiedlichen praktischen
Fragen
rund um
den Siedlergarten auseinander
setzten. So stellte Heintz im
ersten Heft
des Jahres 1935 Maßnahmen zur unterirdischen
Bewässerung der Gärten in der
Werkssiedlung Jockgrim vor, die zur dortigen Ziegelei gehörten.
[11]
Dass
gerade dort entsprechende Versuche vorgenommen wurden war kein Zufall:
der
Werksbesitzer J.W. Ludowici war gleichzeitig
„Siedlungsbeauftragter im Stabe
des Stellvertreters des Führers“ und Leiter des
Reichsheimstättenamtes. Heintz‘
letzter Fachartikel in der Zeitschrift erschien im August 1935 und
thematisierte auf praxisorientierte Art die richtige Anlage und
Behandlung von
Kompost im Siedlergarten, um einen hochwertigen Dünger zu
erhalten, der hohe
Ernteerträge sicherstellen sollte.[12]
Heintz
verließ ebenso wie
Koller das RHA im Jahre 1935
und machte sich in Berlin-Charlottenburg als Garten- und
Landschaftsplaner selbständig,
blieb dem RHA allerdings eng verbunden, indem er für
zahlreiche
Siedlungsvorhaben im gesamten Reichsgebiet die
Grünflächen- und
Nutzgartenplanung übernahm; so beispielsweise für die
von der Bauabteilung der
DAF betreute und umfangreich publizierte Siedlung
Braunschweig-Mascherode. Um
diese Leistung anzuerkennen verlieh im Ludowici am 30. Januar 1936 ein
Diplom,
da „Herr Gartenarchitekt Wilhelm Heintz [...] durch seine
Mitarbeit das Nationalsozialistische
Deutsche Siedlungswerk in hervorragendem Maße
gefördert“[13]
habe.
Zwei Jahre später ergänzte Lucowicis Nachfolger
Stuckrad den Dank an Heintz:
„Auf
Grund der
Verdienste, die Sie sich auf dem Gebiete
der Gartenwirtschaft und Gartenplanung während Ihrer
Tätigkeit als freischaffender
Gartengestalter in enger Zusammenarbeit mit dem
Reichsheimstättenamt erworben
haben, spreche ich Ihnen auch für eine weitere Zusammenarbeit
mit dem
Reichsheimstättenamt mein vollstes Vertrauen aus und verbinde
damit den Wunsch,
daß Sie auch bei künftigen großen
Wohnungs- und Siedlungsvorhaben dem Amt mit
Ihrer Beratung und gegebenenfalls mit dem Einsatz Ihres Büros
zur Verfügung stehen.“[14]
Für
seine beratende Tätigkeit entwickelte er eine große
Zahl an Schaubildern und Lehrtafeln, die bei Schulungen der Neusiedler
zum
Einsatz kamen, um ein dauerhaft einheitliches Aussehen der Siedlungen
zu
erreichen bzw. dieses zu bewahren.
In dieser
Zeit der
Selbständigkeit muss er in engeren
Kontakt zu Herbert Herbert Rimpl[15]
gekommen sein, der als Haus- und Hofarchitekt der Heinkelwerke ab 1936
in
Oranienburg ein komplettes neues Flugzeugwerk errichtete. Heintz
übernahm die
Planung sämtlicher Grün- und Außenanlagen
des neuen Werkes, gestaltete die
zugehörigen Sportanlagen in Germersdorf und bearbeitete
für die zum Werk gehörende
Siedlung Leegebruch die Siedlergärten.
Die
Zusammenarbeit muss fruchtbar gewesen sein, denn als
Rimpl 1937 die Generalplanung für die neue „Stadt
der Hermann-Göring-Werke“
übertragen bekam, erhielt Heintz den Auftrag,
sämtliche dort
anfallendenLandschaftsplanungen durchzuführen.[16]
Heintz blieb der nach dem 2. Weltkrieg in
„Salzgitter“ umbenannten Stadt bis zu
seinem Ruhestand verbunden und stand den kommunalen
Grünflächenplanern bis zu
seinem Tod als Ratgeber zur Seite.[17]
Nicht unerwähnt bleiben soll Heintz‘ folgenlos
gebliebene Vorarbeit für den von Robert Ley geplanten Umbau
der nahe seinem
Geburtsort liegenden Stadt Waldbröl[18]
im
Bergischen Land. Aus dem Kleinstädtchen
südöstlich von Köln sollte die
„Stadt
der KdF-Traktorenwerke“ werden. Wie auch schon im
Salzgittergebiet führte
Heintz auch hier umfangreiche Geländebegehungen durch, setzte
hunderte von Bohrlöcher
zur Untersuchung des zu bebauenden Untergrunds und dokumentierte
fotografisch
die noch unberührte Landschaft. Allerdings blieben die
umfangreichen Planungen
– die Stadt sollte bis zu 300.000 Einwohner bekommen
– mit fortschreitendem
Kriegsverlauf in wenigen Fragmenten stecken und im Privatnachlass von
Wilhelm
Heintz sind weder entsprechende Unterlagen noch die vielen Fotografien
zu finden.[19]
Ab Herbst
1943 übernahm er
als Pächter die
Schlossgärtnerei Derneburg bei Hildesheim, die er bis 1956
neben seinem Büro
für Garten- und Landschaftsplanung mit seinem Schwiegersohn
als Kompagnon
betrieb; mit der Übernahme der Gärtnerei war
gleichzeitig sein Umzug von Berlin
nach Derneburg verbunden. Heintz’ gute Kontakte
ermöglichten es ihm selbst in
dieser kritischen Kriegsphase, für den Umzug einen kompletten
Eisenbahnwagon
gestellt zu bekommen. Zunächst aufgrund seines Alters und
später wegen der
Kriegswichtigkeit seiner Aufgaben, die ihm die UK-Stellung[20]
verschafften, musste er auch im Zweiten Weltkrieg keinen Kriegsdienst
leisten.[21]
In der direkten Nachkriegszeit wurde er als politisch Unbelasteter
Leiter des
Derneburger Wohnungsausschusses zur Unterbringung von
Flüchtlingen und Leiter
des regionalen Ausschusses für Entnazifizierung.[22]
Neben anderen lokalen Aufgaben war er weiter für die Stadt
Wolfsburg bzw. für
die dortige Neuland GmbH und, wie bereits erwähnt,
insbesondere für die Stadt
Salzgitter tätig. Wilhelm Heintz starb am 08. November 1966 in
Derneburg.
Nachdem
Hitler am 2. März
1938 entschieden hatte, dass
Peter Kollers Vorschlag für die Entwicklung der neuen
„Stadt des KdF-Wagens“
zugrunde gelegt werden sollte (es hatte einen konkurrierenden
Vorentwurf durch
die drei Braunschweiger Professoren Herzig, Flesche und Gerstenberg
gegeben,
der allerdings durch seine Linearität keine Rücksicht
auf die topographischen
Gegebenheiten nahm), konkretisierte die Gezuvor am 11.4.1938 den
Auftrag an
Heintz. Für den festgelegten 1. Bauabschnitt der Stadt sollte
er folgende
Fragen herausarbeiten:
„1)
Welche Eignung
besitzt der vorhandene Boden der
einzelnen Gebiete für die verschiedenen Bebauungsarten
(abgeschlossene
Bauweise, offene Bauweise, Siedlungshäuser, Eigenheime u.
ähnl.)
2)
Welche Gebiete eignen
sich ihrer Geländeform und
Anlage, ihrer klimatischen Bedingungen (Windschutz) und ihrem jetzigen
Bewuchs
(Rodungsmöglichkeiten) nach zur Bebauung?
3) Welche Anregungen zur Gestaltung und Führung der Großgrünzüge ergeben sich aus den natürlichen Gegebenheiten?“[23]
Heintz benötigte
fünf Wochen, bis das geforderte
Gutachten fertig gestellt war, die Einzelheiten wurden
anschließend in einer
örtlichen Geländebegehung besprochen.[24]
Für die in seinem Gutachten vorgeschlagenen
Bodenuntersuchungen mussten
zunächst geeignete Fachkräfte gefunden werden; diese
sollten von Heintz benannt
bzw. abgestellt und dann vom Stadtbaubüro angestellt werden.
Entsprechende
Bewerbungen waren bereits bei der Gezuvor eingegangen und wurden Heintz
zur
Prüfung überlassen. Die angepeilte vertragliche
Einigung über die Bezahlung der
Fachkräfte ließ allerdings über ein halbes
Jahr auf sich warten, in denen er das
Risiko der fehlenden
Zusage auf
Kostenübernahme für
die Beschäftigten trug;[25]
diese Situation war vergleichbar mit der von Peter Koller,
beschrieben
in
dessen schriftlichen Nachlass: dass nämlich erst nach Monaten
des Planens und sogar
erst nach Beginn der Bautätigkeit die Finanzierung des
Stadtbaus durch die DAF
sichergestellt wurde und er zunächst auf eigenes Risiko und
mit
selbst
vorgestreckten finanziellen Mitteln arbeitete.[26]
Um
die
Planungstätigkeiten an beiden Großbaustellen
nördlich (Wolfsburg) bzw. südlich (Salzgitter) von
Braunschweig besser
koordinieren zu können, eröffnete Heintz 1938 neben
seiner Berliner Dependance
ein weiteres Planungsbüro im nordöstlich von
Fallersleben gelegenen Vorsfelde.
Heintz war somit an den einzigen beiden Stadtneugründungen im
Deutschland des
20. Jahrhunderts maßgeblich beteiligt.
Anfang
1939 erhielt Heintz von
Koller nochmals in
schriftlicher Form bestätigt, dass „die Planungen
und Durchführung des
Stadtbauvorhabens mit der Wirkung vom 1. Januar 1939 von der
Gesellschaft zur
Vorbereitung des Deutschen Volkswagens bezw. der Volkswagenwerk
G.m.b.H. auf
die Treuhandgesellschaft für wirtschaftliche Unternehmungen,
Stadtbaubüro der
D.A.F. in der Stadt des KdF-Wagens über“-gegangen
war.[27]
Koller nutzte diese organisatorische Änderung, um die
bisherige und zukünftige
Zusammenarbeit mit Heintz zusammen zu fassen und zu
präzisieren:
<„1.)
Sie arbeiten ein
generelles Gutachten über die
Siedlungsmöglichkeiten im gesamten für die Bebauung
vorgesehenen Stadtgebiet
südlich des Mittellandkanals aus. Dieses Gutachten hat zu
beruhen auf einer von
Ihnen vorzunehmenden Untersuchung der Bodenart, Bodengüte,
Wasserführung, des
vorhandenen Bewuchses, der gärtnerischen und
forstwirtschaftlichen Nutzung, des
Windschutzes und der Rodungsmöglichkeiten. […]
2.)
Sie geben für
jedes […] Baugebiet […] ein eingehendes
Einzelgutachten ab, welches neben
einer genauen Ausführung der
zu 1.) genannten
Gesichtspunkte noch eingehende Äußerungen zu der
nötigen Bodenbearbeitung,
Bodenverbesserung,
Rodung und zum Siedlungs- und Pflanzungsvorhaben im Baugebiet und in
dessen einzelnen Boden- bezw. Nutzungszonen enthält.
[…]
3.) die […]
Bodenuntersuchung ist als Bodenkartierung in
flächenmäßiger und
profilmäßiger Darstellung so auszuarbeiten und
1:1000 (mit
Verkleinerung auf 1:2500 und 1:5000) zeichnerisch auszufertigen,
daß sie als
Unterlage für die städtebauliche, hoch und
tiefbauliche und gärtnerische
Planung und Durchführung dienen kann. Sie ist ebenfalls als
gärtnerische
Nutzungskarte und als Grundwasserstandskarte speziell
auszugestalten.“[28]
Im
Gegensatz zu
den beiden ersten im Innenstadtbereich
begonnenen Stadtteile Wellekamp und Schillerteich, die als
Blockbebauung ausgestaltet
waren, strebte Peter Koller für den Steimker Berg eine
landschaftsorientierte
Lage der Straßen und Häuser in den vorhandenen
Bewuchs
mit alten Buchen und
Eichen an, von denen möglichst viele erhalten bleiben sollten;
die Bebauung war
somit eng mit Heintz als Landschaftsplaner abgestimmt (siehe Punkt 2
und 3 aus
vorstehender Quelle). Bei einer Reihe der Bäume wurde die
Entscheidung, ob sie
dauerhaft erhalten bleiben würden, zu Beginn der Bauphase
zurückgestellt und
kam Anfang des Jahres 1940 erneut auf die Tagesordnung, als das
Fällen einer
ganzen Reihe Eichen anstand.[29]
Die
Entscheidung für oder wider der Erhaltung der einzelnen
Bäume war durchaus
umstritten, jedoch hatten sich Heintz in seiner Entscheidung durch eine
Abstimmung mit dem regionalen Oberforstmeister und vier weiteren
zuständigen
Forstmeistern abgesichert – und es gab gute Gründe
für das Fällen der Bäume. So
hatten
„die
Eichen in der
Siedlung, die ungefähr ein Alter von
120 – 150 Jahre aufweisen, [...] infolge des
früheren hohen Grundwasserstandes
(ca. 85 ) oder des Schichtenwassers auf Ton, eine geringe Ausdehnung
ihres
Wurzelwerks (Flachwurzelausbildung) und damit ein schwache Verankerung.
Die
Auslichtung,
durch die Bebauung bedingt, brachte es mit sich,
dass
verschiedene
Bäume freigestellt wurden. Durch das
verhältnismässig hoch anstehende Astwerk,
verursacht durch den dichten Stand, liegt das Gewicht der
Bäume in der Krone.
in Gebieten mit starkem Windeinfall ist deshalb mit Umstürzen
der Bäume zu rechnen.“[30]
Weitere
Gründe für die Fällaktion waren die
Beschädigung
von Haltewurzeln bei den erforderlichen Tiefbauarbeiten, extrem hohe
Pflegekosten
durch die Baumhöhen bei gleichzeitiger Spitzendürre,
welche auf Bodenverarmung
zurückzuführen war, und eine negative Prognose
für die Neubelebung des Wachstums
der Eichen, da aufgrund der Kanalisation und die im Boden verlegten
Heizkanäle
der Grundwasserspiegel dauerhaft abgesenkt war.[31]
In
den folgenden Monaten war Heintz mit seinem Büro
intensiv ausgelastet, da er neben der umfangreichen
Planungstätigkeit für die
Stadt des KdF-Wagens in noch viel stärkerem Maße in
die Gesamtplanung der Stadt
der Hermann-Göring-Werke eingebunden war, wo er von der
Baugrunduntersuchung
über die Großgrünplanung,
Müllbeseitigung und Kompostherstellung bis zur Festlegung von
Wohngartenbepflanzungen, Geländenivellierung
und Kleingartenanlagen
in alle Planungsphasen des Planungsbüros der
zuständigen Montanblock Baustab
GmbH[32]
involviert war. Ein Bericht über Heintz’ Vorgehen
bei der Bodenuntersuchung in
Salzgitter lässt sich auf Wolfsburger Verhältnisse
übertragen, da der grundsätzliche
Auftrag für beide Stadtplanungen identisch war.[33]
Darin heißt es, dass eine „Kartierung
[…] nach Bodenarten in
flächenmäßiger
Ausweisung durch Schraffuren vorgenommen [wurde]. Die dazu
erforderlichen
Sondierbohrungen wurden mit einem 3 m Peilstangengerät
durchgeführt.“[34]
Neben dem
Stadtbaubüro
entstand 1938 als weiterer
wichtiger Akteur im Aufbau die „Neuland,
Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft
der Deutschen Arbeitsfront in der Stadt des KdF-Wagens“.
Diese übernahm ab
Sommer 1939 verschiedene Planungsbereiche. Während die
Zusammenarbeit zwischen
Koller und Heintz teilweise nur aufgrund persönlicher
Vereinbarungen
reibungslos lief, empfand es die Neuland als notwendig,
mündliche
Vereinbarungen in schriftlicher Form zu bestätigen.
Die
folgenden schriftlichen
und mündlichen Auseinandersetzungen zwischen Heintz und der
Neuland im Sommer
1939 veranlassten Koller am 4. September des gleichen Jahres, die
Wichtigkeit
der Zusammenarbeit mit dem Gartengestalter zu betonen und „in
unsere
Verpflichtungen Herrn Heintz gegenüber einzutreten und dies zu
bestätigen.“[35]
Koller wies von Seiten des Stadtbaubüros darauf hin, dass
Heintz beauftragt
sei, „die gärtnerische Planung für die
Wohngärten des Vorhabens Siedlung „Am
Steimker Berg“ und die gärtnerische
Wohnblockbebauung im nördlichen Baugebiet
durchzuführen.“[36]
Umfang der
Aufgaben und
Organisatorisches dieser
provisorischen Gartenbauabteilung, die zunächst der Abteilung
Städtebau angegliedert
wurde,[37]
waren
am 1. Februar 1939 im Stadtbaubüro besprochen worden. Unter
Tagesordungspunkt 2
wurde herausgestellt, „daß das
Stadtbaubüro nur im treuhänderischen
Auftrage
alle Arbeiten behandeln darf und daß sich in diesem Rahmen
das Geschäftsgebaren
des Sachgebiets Gartenbau eingliedern muß“[38];
Heintz
habe als Verantwortlicher für die Abteilung diesen
Grundsatz zu
berücksichtigen. 14 Tage nach dieser Besprechung legte Heintz
einen
mehrseitigen Arbeits- und Organisationsplan für die neue
Abteilung vor, in dem
er detailliert die Aufgaben beschrieb und auch zu Abrechnungs- und
Lohnfragen
Stellung nahm.[39]
Da bereits Anfang Februar die personelle Besetzung der Abteilung
festgelegt
worden wurde, war die neue Abteilung zumindest in geringem
Maße sofort arbeitsfähig.
In der
Einschätzung, dass
eine von der Neuland noch zu
schaffende Gartenbauabteilung kurzfristig nicht in der Lage sei, die
umfassenden Vorarbeiten in gewünschter Form fortzusetzen, war
in dem genannten
Schreiben Kollers vom 4. September weiter davon die Rede, dass
Heintz
hatte am 20. Juli 1939 ein
Schreiben an die
Neuland gerichtet, in dem er seine Vorstellungen von einer
Zusammenarbeit
darlegte; hierzu fand dann Anfang August eine Besprechung zwischen ihm
und
Kollers Assistent Dr. Taeschner statt. Auch wenn weder das genannte
Schreiben
noch der Inhalt der Besprechung überliefert sind, so bietet
doch der
klarstellende Brief der Neuland vom 7. August eine
ganze Reihe Hinweise
auf die
bezüglich der Garten- und Grünflächenplanung
laufenden Überlegungen innerhalb
der Neuland. Der bereits erwähnte, von der Neuland
einzustellende
Gartentechniker sollte für die Zukunft die Ausschreibungen,
Vergabe und
Überwachung gärtnerischer Arbeiten
übernehmen sowie „kleinere Planungen - .z. B.
Ausgestaltung von Innenhöfen, Anlegung von
Mietergärten“[41]
vornehmen. Zur Unterstützung dieses Gartentechnikers war
weiterhin, ohne eine
eigene Gartenbauabteilung zu schaffen, die Einstellung eines
Obstgärtners und
weiterer Hilfskräfte geplant, deren Tätigkeit von den
zukünftigen, zu diesem
Zeitpunkt noch nicht absehbaren Aufgaben der einzustellenden
Hausmeister
abhing.[42]
Die Neuland befürchtete, dass bei den absehbaren
Kriegsverhältnissen die
personelle Besetzung mit Schwierigkeiten verbunden sein könnte
und drängte auf
möglichst einfach gehaltene gärtnerische Anlagen. Die
vage gehaltene Aussage,
man sei damit einverstanden, wenn Heintz „einstweilen die
Vorentwurfsarbeiten
auch für den Bauabschnitt I. durchführe“,[43]
da bis zum entscheidenden Eintreten des Gartenbautechnikers das
laufende Jahr
vergangen sei, veranlasste Koller schließlich zum
Einschreiten und damit zur
Sicherstellung der einheitlichen Planung.
Der 11.
November 1939 stellte
für die Zusammenarbeit
zwischen Heintz und dem Stadtbaubüro ein entscheidendes Datum
dar. An diesem
Tag wurden nicht weniger als sieben Verträge bzw.
Aufträge und konkretisierende
Vereinbarungen über den Umfang der Planungstätigkeit
für die Grünflächen der
neuen Stadt erstellt (und vermutlich durch Heintz in den folgenden
Tagen
unterschrieben zurück gereicht). Einen Generalauftrag stellte
das Schreiben mit
der Tagebuch-Nummer II 3188/39 dar, welches die Einzelplanung der
öffentlichen
Grünanlagen thematisierte. Das Stadtbaubüro
beabsichtigte, Heintz
In den
weiteren Auftragsschreiben war
zu konkretisieren,
um welche Teilplanungen es sich handelte, allgemein sollte Heintz davon
ausgehen,
dass sich die Planungsarbeit aus folgenden Punkten zusammensetzen
würde:
Weiterhin
sah der Vertrag vor, dass nach gesonderter
Festlegung durch Heintz auch die örtliche Bauführung
übernommen werden könne
und sich die Bezahlung nach der gültigen
Gebührenordnung vom 15. Mai 1936 für
Gartengestalter zu richten habe.[46]
Dass die
ersten Einzelaufgaben bereits
ohne diese
schriftliche Vereinbarung im Gange waren, belegt ein
„Reisebericht
Fallersleben“[47]
von Heintz’ Mitarbeiter Kurt Hentzen vom 8. Juni 1939. Hetzen
traf an diesem
Tag mit Kollers Mitarbeiter Gernhardt zusammen, um die
Großgrünplanung
Klieversberg, die Alleegestaltung der Achse zur Wolfsburg sowie einige
Planungsdetails für Mörse und den Nordteil der Stadt
zu besprechen.
Abgeschlossen wurde die Reise mit einer gemeinsamen
Geländebesichtigung „in
Kliebersberg [sic! d.Verf.] (alte
Bäume, Steinbruch u.a.), Achse nach Mörse, Bau der
Ringstrasse, Försterwiese,
Stemmelteich, Gebiet Mörse mit Wiesental und
Baumgruppen.“[48]
Großgrünplanung und Schnitte des Klieversberg waren
am selben Abend in Berlin
gleichfalls Thema einer Besprechung zwischen Koller und Heintz, bei der
Koller
In
Bezug auf den bereits erwähnten generellen Vertrag
zwischen dem Stadtbaubüro und Heintz wurden mit den Schreiben
Tgb.: II 3795/39,
II 3796/39 und II 3797/39 vom gleichen Tag Aufträge
„für öffentliche
Grünanlagen in der Siedlung Am Steimker Berg“[50],
„für städtische Friedhofsanlagen“[51]
und “für das öffentliche
Großgrün im Nordviertel der Stadt
(öffentliche
Grünanlagen einschl. Spiel- und
Sportplätze)“[52]
erteilt, wobei in letzterem das Nordviertel mit den Grenzen
„im Süden durch die
100 m-Straße, im Westen durch die westliche
Zufahrtstraße zum Werk, im Osten
durch die östliche Zufahrtstraße und im Norden durch
die Bahnstrecke Berlin-Hannover“[53]
definiert war. Gerade diese Vorentwurfstätigkeit hatte sich an
der Kriegslage
zu orientieren; es waren zum einen Nutzungsmöglichkeiten des
Geländes als
bäuerliche Nutzflächen, Kleingartengebiete und
sonstige gärtnerische Nutzflächen
herauszuarbeiten und Pflegeklassen für unterschiedliche
Nutzungsgebiete
festzulegen und deren Pflegesätze zu ermitteln.[54]
Zwei
weitere Aufträge hatten den Zweck, den bereits seit
dem 24. Februar 1939 bestehenden Vertrag zu ergänzen; die
Arbeiten zum
Gutachten über Bodenkartierung sollten in nächster
Zeit abgeschlossen werden,[55]
und es erfolgte eine ausführliche Abgrenzung der
Tätigkeit von Heintz und
derjenigen, welche die Neuland in eigener Regie durchführen
wollte. Hierzu
gehörte insbesondere die Ausarbeitung
ausführungsreifer Entwürfe, für die
gegebenenfalls eine weitere Regelung getroffen werden sollte.[56]
Ausdrücklich hatte Heintz „die
gärtnerischen Entwürfe, welche die
„Neuland“ der
Ausgestaltung ihrer Wohnblockgärten zugrunde legt“
zu begutachten, da diese
„mit der gesamten städtebaulichen Anlage, dem
öffentlichen Grün, dem Grün in
den Straßen, Vorgärten usw. im Einklang
stehen“ müssten.[57]
Im Laufe
des Jahres 1940, Heintz war
inzwischen in der
Stadt der Hermann-Göring-Werke in alle Planungsbereiche
eingeschaltet und aus
den dortigen relevanten Entscheidungsprozessen nicht mehr wegzudenken,
entschloss sich die Neuland, die bislang schleppende Zusammenarbeit mit
ihm
zumindest in geringem Maße zu erweitern und übertrug
ihm nach vorheriger
mündlicher Verhandlung die „Planung der
gärtnerischen Gestaltung, einschl. der
gartenwirtschaftlichen Ausarbeitung der anfallenden
Kleingartenparzellen im
Vorentwurf“, dazu „die Aufstellung von Massen und
Kostenberechnungen für die
Ausführungsarbeiten, [...] die in der Hauptsache
[…] einer angestrebten
siedlerischen Nutzung entsprechen“[58];
eine Aufgabe, der er aufgrund seiner vorherigen Tätigkeit als
Siedlungsplaner
im Reichsheimstättenamt ohne Schwierigkeiten gewachsen war.
Die Vorbereitung
der neuen Stadtbewohner auf die notwendige Selbstversorgung mit Obst
und Gemüse
oder auch die Propagierung der Kleintierhaltung im städtischen
Gebiet entsprach
der eigentlich bereits seit 1937/38 in der nationalsozialistischen
Vorstellung
vom Städtebau überkommenen Maxime des
selbstversorgenden Siedlers auf eigener
Scholle, da – ohne dass dies direkt öffentlich
ausgesprochen wurde – die
modernistisch geprägten Pragmatikern rund um Albert Speer
längst gegenüber den
„Blut- und Boden“-Ideologen wie Walter
Darré oder Paul Schultze-Naumburg in der
Entwicklung städtebaulicher Ideen die Überhand
gewonnen hatten. In einer Zeit
der Umgestaltungsstädte und des Umbaus Berlins in eine neue
Reichshauptstadt
war für Großstadtfeindlichkeit nicht mehr viel
Platz.
Ironischerweise
bildete gerade die
hier angesprochene
Selbstversorgung ein wichtiges Standbein für die
Nahrungsmittelversorgung und
somit für das Überleben der Menschen im
fortschreitenden Kriegsverlauf und in
den ersten Jahren der Nachkriegszeit, in der eine auch nur
annähernd
ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln nur durch ausreichende
Eigeninitiative und durch Unterstützung kommunaler bzw.
staatlicher Stellen zu
erreichen war.
Während
es erst nach der
Ausrufung des „Totalen
Krieges“, propagiert von Reichspropagandaminister Joseph
Goebbels in seiner
Berliner Sportpalastrede vom 18. Februar 1943, zu ernsthaften
Engpässen bei der
Nahrungsmittelversorgung der deutschen Zivilbevölkerung kam,[59]
waren bereits nach der nationalsozialistischen Machtübernahme
umfangreiche
Anstrengungen unternommen
worden, unter den
Oberbegriffen
„Kleinsiedlungswesen“
und „Reichsheimstätte“ eine Auswahl von
geeigneten Siedlern vorzunehmen und sie
in Fragen des Gemüse- und Obstanbaues und der Kleintierhaltung
für die Selbstversorgung
zu schulen. Diese Idee, ursprünglich von
Reichsheimstättenamt der NSDAP und DAF
umgesetzt, erlebten während des Krieges eine Renaissance und
wurden auch in der
Stadt des KdF-Wagens angewandt. In der Siedlung Am Steimker Berg
veranlasste
Heintz ab dem Frühjahr 1940, die Vorgärten anstatt
der geplanten Zier- in
Nutzgärten umzuwandeln. Er begründete diese
Maßnahme mit der Kriegslage:
Allerdings
hatte Heintz der Umnutzung
nur zugestimmt,
weil der gesamte Stadtteil in einem Waldgebiet lag. Während er
noch im Sommer
in der Hauptwachstumszeit von einem guten Gesamteindruck sprach, kam er
im
Herbst 1940 zu einem anderen Ergebnis und schätzte die
optische Wirkung als
ungünstig ein;[61]
angesichts der kommenden, gerade in der direkten Nachkriegszeit
herrschenden
Versorgungsnotlage interessierte sich aber wohl kaum jemand
für die Optik.
In diesem
Zusammenhang sind
Heintz’ Pläne zu sehen, die
Wolfsburger Schlossgärtnerei in einen
handelsgärtnerischen Betrieb umzuwandeln.
Die Planung datiert auf den Juli 1941[62]
und ist
vergleichbar mit seiner Aufgabe aus dem Jahr 1937, für die
Kantine der
Heinkelwerke
Oranienburg einen gärtnerischen Betrieb
zu
errichten, der in der
Lage wäre, den Obst- und Gemüsebedarf der Stadt wenn
schon nicht zu decken, so
zumindest in der fortschreitenden Kriegsentwicklung die
Nahrungsmittelversorgung des Bevölkerung zu
unterstützen. In Oranienburg hatte
Heintz den nahe des Werkes gelegenen Annahof in einen Musterbetrieb der
Eigenversorgung verwandelt. Durch intensive Maßnahmen zur
Bodenverbesserung war
es ihm gelungen, innerhalb von zwei Jahren ein auch unter
ökologischen
Gesichtspunkten mit heutigen Maßstäben
vergleichbares Unternehmen zu errichten,
welches über die Versorgung der Werkskantine mit saisonalen
Frischwaren hinaus
in der Lage war, die anfallenden
Produktionsüberschüsse an den regionalen Markt
abzugeben, was den Hof wirtschaftlich tragfähig machte.
In einer
Besprechung Anfang Juni 1941,
an der neben
Koller und Heintz als Vertreter des Stadtbaubüros auch noch
ein Herr Holzhauer
von der Landesbauernschaft Niedersachsen teilnahm, legte
Koller
Insbesondere die Größe der einzelnen geplanten Betriebe wurde noch besprochen, da sowohl der Vertreter der Landesbauernschaft als auch Heintz der Meinung waren, dass eine nach dem Krieg vorhandene starke Konkurrenz aus den Benelux-Staaten bzw. vom Balkan zu berücksichtigen sei und man gleichzeitig damit rechnen müsse, durch Abwanderungsbewegungen von Teilen der Bevölkerung in den Osten zahlreiche Kunden zu verlieren. Aus diesen Gründen seien die Gärtnereien nicht als Groß-, sondern nur als Mittelbetriebe zu planen.[64]
Das
Volkswagenwerk zeigte indes
besonderes Interesse an
der Schlossgärtnerei, deren nördlicher Teil noch
während des Krieges zu einer
vorläufigen Werksgärtnerei umgestaltet werden sollte,
während langfristig die
Einrichtung einer Erwerbsgärtnerei unter der Leitung des Werks
vorgesehen war;
Heintz sollte bei der Einrichtung beratend tätig werden.[65]
Zu der
von Seiten des Werkes gewünschte Erweiterung der
Gärtnerei mit einer
Obstplantage in der naheliegenden Aller-Niederung wies Heintz kritisch
„auf
boden-, wasser- und klimatische Schwierigkeiten hin [...], ebenso auf
die drei
Grossfrost-Winter, die sich in einem großen
Obstbaumsterben“[66]
auswirkten.
Bereits
am 11. November 1939,
jenem Tag der
umfangreichen vertraglichen Vereinbarungen, war für eine
befürchtete Einstellung
der Planungsarbeiten aufgrund des Kriegsverlaufs zwischen dem
Stadtbaubüro und
Heintz eine Regelung getroffen worden, welche eine mögliche
weitergehende
Zusammenarbeit sichern sollte. Mit dem Schreiben des
Stadtbaubüros „Tgb.: II 3883/39,
Betr. Auftrag für städtebauliche
Beratung“ vereinbarten beide Seiten, dass für den
Fall,
Die im
Weiteren erwähnten
finanziellen Regelungen bei
Einstellung der Beratungstätigkeit wurden durch einen Passus
ergänzt, nach dem
das Stadtbaubüro prüfen würde, inwieweit es
noch Aufträge im Rahmen der
Kriegsaufgaben erteilen könne. Genau dieser Fall trat im
Sommer 1942 ein.
Am 26.
August 1942 teilte das
Stadtbaubüro Heintz
schriftlich mit, dass die Planungsarbeiten laut Auftrag vom 24. Februar
1939 ab
dem 1. September 1942 einzustellen seien;[68]
überraschenderweise wurden trotz des Krieges die Planungen
nicht vollständig
beendet. Heintz erhielt, „wie im Schreiben vom 11.11.39
erwähnt, […] als
Ausweichauftrag durch besonderes Schreiben den Auftrag für die
Fertigstellung
des Friedhofentwurfes“[69]
im Wolfsburger Moor, mit dem er sich schon länger
beschäftigte. Bereits im März
1942 hatte er Pläne für eine mögliche
Gestaltung der Eingangspforte des
Friedhofs vorgelegt; die notwendigen Bodenuntersuchungen zur Festlegung
des
grundsätzlichen Standorts des Friedhofs hatte er bereits im
Oktober 1939
durchführen lassen.
Dass
die Stadt einen Waldfriedhof erhalten sollte stand
von vornherein fest, nur die Suche nach dem richtigen Standort
gestaltete sich
schwierig. Ursprünglich war ein Standort im
nordöstlichen Teil des Waldes am
Steimker Berg vorgesehen. Bereits in einer ersten Bodenuntersuchung im
recht
trockenen Spätsommer 1938 hatte Heintz festgestellt, dass ein
Teil des
vorgesehenen Geländes mit Lehm- und Tonschichten durchzogen
war, ging aber zu
diesem Zeitpunkt noch davon aus, dass das in dieser Bodenstruktur zu
erwartende
hochstehende Wasser durch Drainage in den Griff zu bekommen sei.[70]
Die zur
längeren Beobachtung angelegten 12
Schürflöcher wurden im nächsten halben Jahr
kontinuierlich beobachtet und Heintz konnte im März 1939 die
Auswertung
vorlegen; diese ergab für gerade für den
nördlichen und östlichen Teil des
projektierten Geländes einen Wasserstand von bis zu 30 cm
unterhalb der
Oberfläche.[71]
Heintz stellte fest, dass „die Oberflächengestaltung
des Gebietes [...] für die
Anlage eines Waldfriedhofes günstig [sei].“[72]
Er
schränkte jedoch ein: „Die Benutzung setzt Absenkung
bezw. Abfangung des
Schichtenwassers voraus.“[73]
Am 2.
August 1939 teilte nun der Bürgermeister dem
Stadtbaubüro, namentlich Peter
Koller mit, dass „nördlich von Wolfsburg und zwar in
dem waldumrandeten Winkel
östlich der Kiesgrube
verhältnismäßig steriler Boden anlagert,
der sich für die
Einbettung der Leichen ausgezeichnet eignet“,[74]
woraufhin Heintz umgehend den Auftrag erhielt, das vom
Bürgermeister benannte
Gebiet auf seine Eignung zu untersuchen.[75]
Ende
Oktober lagen endlich alle
notwendigen Gutachten
vor, um eine Entscheidung über den vorgeschlagenen
Alternativstandort zu
treffen; die vom Stadtbaubüro durchgeführten
Untersuchungen zur Standfestigkeit
des Bodens beim Gräberaushub brachte hervorragende
Ergebnisse und die
Beobachtung von 72 auf dem Gelände verteilten
Schürflöchern ließ einige der
vorgesehenen Parzellen als Friedhofsgelände ausscheiden, wies
aber eine
ausreichend große Fläche zur Anlage des Friedhofs
mit genügend
Erweiterungsmöglichkeiten auf.[76]
Das
einen Tag später fertiggestellte Gutachten von Wilhelm Heintz
ergänzte, dass
„die mit der Entstehung des Friedhofs gemeinsam zu planende
Friedhofsgärtnerei
[...] südlich der ausgewiesenen Fläche angelegt
werden [kann]. Die Lage des
Geländes über den Niederungen ist frei von
Früh- oder Spätfrösten und gewährt
infolgedessen frostschädenfreie Anzucht aller
Freiland-Blumen-Kulturen.“[77]
In der
Folge erstellte Heintz
verschiedenen Vorentwürfe
für die Friedhofsgestaltung, dazu detaillierte Pläne
zu Bodenprofilen, Feldbelegungen
und fast zwei Dutzend beispielhafte Vorschläge zur
Gräbergestaltung. Sie dienten als
Vorlagen, nach denen in
der Steinmetzschule Königslutter „Denksteine
für die Einrichtung des
vorgesehenen Musterquartiers“[78]
hergestellt
werden sollten. Dazu kamen Aufstellungen möglicher Pflanzarten
für die Gräber,
unterteilt nach sonnigen oder schattigen Standorten sowie nach
Einfassungen,
Mittelflächen bzw. Solitären – selbst die
Gestaltung von Zauneinfriedungen ist
überliefert. Heintz‘ letzten Pläne zum
Friedhof während des Krieges datieren auf den März
1943; am 4. November des Jahres erteilte der
Regierungspräsident die
landespolizeiliche Genehmigung[79]
und zum
1. Januar 1944 plante der
Bürgermeister der Stadt
des
KdF-Wagens „den Friedhof
[...] in Benutzung zu nehmen und den hiesigen alten Friedhof vom
gleichen Tage
ab polizeilich schließen zu lassen.“[80]
Nun hatte
das Stadtbaubüro
zwei Tage nach Erteilung des
Ersatzauftrages zur Friedhofsplanung, am 28. August 1942, sogar noch
den
Auftrag der vorab vorgeblich eingestellten Planungen für das
gesamte
Stadtgebiet erweitert und gab Heintz den „Auftrag
für das öffentliche Großgrün
im Nordviertel der Stadt (öffentliche Grünanlagen,
Spiel- und Sportplätze)“[81]:
Der im
Wolfsburger Stadtarchiv hierzu
vorliegende Plan
belegt zwar die Umsetzung des Auftrags von Heintz, ob allerdings die
vorgesehenen
Pflanzungen tatsächlich durchgeführt wurden, ist
jedoch fraglich.
Nach Ende
des Zweiten Weltkriegs ruhte
bekanntermaßen
die gesamte Planungstätigkeit in der Stadt, die nun Wolfsburg
hieß.[83]
Angesichts
der drohenden Demontage des VW-Werkes bestand bei den Einwohnern und
Verantwortlichen in der Stadtverwaltung wenig Hoffnung, dass aus dem
vorhandenen städtischen Flickenteppich jemals eine richtige
Stadt werden könnte,
zumal die Stadtverwaltung in Händen von in Verwaltungsdingen
unerfahrenen Laien
lag; die Experten waren als politisch belastet fast
vollständig ihrer Posten
enthoben worden. Glücklicherweise befanden sich unter den
verantwortlichen
englischen Besatzungstruppen Personen, die teils aus eigenem Interesse[84]
und teils aus vorausschauender Einschätzung der
zukünftigen weltpolitischen
Lage ein Weiterbestehen der Stadt sicherstellten.
Um 1950 war
Wolfsburg geteilt:
südlich des
Mittellandkanals lagen die Fragmente einer Stadt, die zunächst
durch den neuen
Stadtplaner Bernhard Reichow zu einem Ganzen zusammengefügt
werden sollten, und
deren gesamter Grundbesitz in der Hand der Neuland GmbH lag,
nördlich des
Mittellandkanals das VW-Werk unter seinem neuen Generaldirektor
Heinrich
Nordhoff, der mit seiner Verantwortung über die tausenden
Mitarbeiter des
Werkes viel mehr als jeder Andere die Entwicklung der Stadt bestimmte,
ohne
direkt in stadtplanerische Entscheidungsprozesse eingebunden zu sein.
Für
dieses Stadtfragment mit
seinen zwei Herren stiftete einer der Beiden, das Volkswagenwerk, im
Jahr 1951 ein Schwimmbad. In den
Entwürfen noch
Park-Schwimmbad Wolfsburg genannt, wurde das heutige VW-Bad vom
Hildesheimer
Architekten Otto Immendorf, einem Architekten, der sich auch
Badeanlagen
spezialisiert und damit über die Grenzen von Deutschland
hinaus bekannt
geworden war, geplant, und Wilhelm Heintz übernahm
hierfür nicht nur die
Grünflächengestaltung und die des dreieckigen
Vorplatzes, sondern entwickelte
auch einen Plan für die Einordnung der Anlage in die
Landschaft mit der Entwicklung
von Sichtachsen vom projektierten 10-m-Sprungturm in Richtung
Norden bis Westen.
Dass die
Fertigstellung des Bades durch die Bauabteilung des VW-Werkes nur 90
Tage
dauerte, ist aus heutiger Sicht beinahe unvorstellbar.
Der
wichtigste Auftraggeber
für die Gestaltung der
Wohnbauten und umliegenden Grünflächen war in den
50er-Jahren die Neuland GmbH;
so ist es nicht verwunderlich, dass Heintz’ letzter Auftrag
aus Wolfsburg von
hier stammte. Gerade für das Bauvorhaben Kleist-, Haydn- und
Schubertstraße,
an
dem sich die entscheidende Auseinandersetzung zwischen dem amtierenden
Stadtbaurat
Reichow
und seinem Vorgänger Koller entzündete, aus der
Koller wiederum als Reichows
Nachfolger hervorgehen würde,[85]
leistete Heintz einen umfangreichen Beitrag in Bezug auf die
Grünflächenplanung
und die Möblierung des öffentlichen Raumes. Hierzu
gehörten unter anderem neben
Teppichklopfstangen Barrieren aus Beton- oder Naturkantsteinen sowie
die gesamten
Erdarbeiten und der Wegebau. Bereits vor 1953 hatte Heintz für
die Neuland
einen Gesamtplan erstellt, in dem „in der Planung befindliche
Grünanlagen
(Ausführung 1953), in der Durchführung befindliche
Grünanlagen“ und „alte
Grünanlagen (die erforderlichen Änderungen werden
zurzeit vorbereitet)“[86]
zusammengefasst waren und der als Arbeitsgrundlage für die
weitere Entwicklung
der gesellschaftseigenen Grünflächen dienen sollte.
Hatte Heintz vor und während
des Krieges ein Büro mit einer ganzen Reihe Mitarbeiter
geführt, zeichneten
sich die Nachkriegsplanungen durch seine Zusammenarbeit mit seinem
Schwiegersohn Hans Spörri aus, der ebenfalls den Beruf des
Gartengestalters
eingeschlagen hatte.
Nach dem
Tod von Wilhelm Heintz im
Jahre 1966 und der
anschließenden Auflösung seines Büros hat
sein beruflicher Nachlass über 40
Jahre lang beinahe unberührt in einem großen Schrank
auf dem Dachboden seines
ehemaligen Wohnhauses gelegen: hunderte von Glasplattennegative,
dutzende
Planrollen und eine große Anzahl Aktenordner und zahllose
unsortierte
Aktenhefter. Dazu kamen noch, aufbewahrt in einer Zigarrendose in
seiner
Schreibtischschublade, 31 Farbdiapositive, welche im Jahr 1942 von
seiner
Mitarbeiterin Inge Liewer-Abel in der Stadt des KdF-Wagens aufgenommen
wurden.
Allerdings ist der inhaltliche Umfang des Materials vergleichbar mit
der
Bekanntheit von Heintz bei seinen einzelnen Aufgaben. Während
sich durch die
aufgefundenen Akten die Geschichte von Salzgitter um eine ganze Reihe
Kapitel
erweitern lässt, ist von Heintz’ Beteiligung an der
Stadtentwicklung von
Wolfsburg nur eine dünne Mappe mit einer
überschaubaren Anzahl von Briefen und
Verträgen überliefert.[87]
Diese
lassen allerdings die Frage aufkommen, warum dieser enge Vertraute
Peter
Kollers in der bisherigen Geschichtsschreibung der jungen Stadt
Wolfsburg kaum
Erwähnung findet.
Einer der
Gründe mag sein,
dass der charismatische Peter
Koller als Planer der Stadt des KdF-Wagens durch seine Präsenz
und Auskunftfreudigkeit
die geschriebene Geschichte der Stadt maßgeblich
geprägt hat. Es ist
unbestreitbar, dass eine Chronik Wolfsburgs ohne die Nennung des ersten
Stadtplaners eher absurd erscheinen würde. Allerdings neigen
Menschen leicht
dazu, sich mit einfachen Erklärungen zufrieden zu geben
– und dies findet mit
der Eingrenzung des Personenkreises für die
Stadtgründung auf wenige Akteure
seinen Ausdruck. Ein weiterer Grund mag in der Person von Wilhelm
Heintz selbst
liegen, der Zeit seines Lebens ein zurückhaltendes Auftreten
bewahrt hat und
bis auf wenige Ausnahmen (hier seien die Zeitschriftenartikel in seiner
Zeit
beim Reichsheimstättenamt genannt) nie den Weg an die
Öffentlichkeit gesucht
hat. Es war ihm offensichtlich wichtiger, sachlich und fachlich gute
Planungen
abzuliefern, für die dann andere die
Öffentlichkeitsarbeit leisteten.
Weiterhin
ist die wissenschaftliche
Betrachtung der
Stadtgeschichte anhand der Wohnbebauung für die
Öffentlichkeit erheblich interessanter
als das unbebaute Grün, da uns Wohnungen und Häuser
als Grundbedürfnis
menschlicher Existenz wesentlich mehr berühren als die
umliegende Planung der
Grünflächen, die, sofern sie vielleicht noch
„natürlichem“ Ursprungs angesehen
werden können, als schmückendes Beiwerk eben nicht
als menschliche
Planungsleistung angesehen werden. Häusern lässt sich
dieser gestalterische
Ursprung nun einmal nicht absprechen, eine geschickte und fachgerechte
Berücksichtigung
der vorhandenen Vegetation und – nach dem vom Planer
langfristig
berücksichtigte Wachstumszyklen – dazu passende
Anpflanzungen erscheinen
gegebenenfalls als Idylle, zumindest aber als natürliche
Entwicklung. Beispiel
hierfür mag die Siedlung Steimker Berg sein, wo von vornherein
die Straßenzüge
und die Wohnbebauung so in das Waldgebiet gelegt wurden, so dass der
bestehende
Baumbestand weitgehend geschont wurde und gleichzeitig die
Neupflanzungen aus
heutiger Sicht – nach über 70 Jahren –
kaum noch als solche erkennbar sind.
Von den
ursprünglich in
Wolfsburg geplanten Wohngärten
ist heute nichts mehr erhalten, allerdings hat der
Geschäftsbereich „Stadtplanung
und Bauberatung, Untere Denkmalschutzbehörde“ der
Stadt bereits im Juni 2008
eine Gestaltungsfibel für das Siedlungsgebiet Steimker Berg
herausgegeben,
welche im Jahr 2012 umfangreich überarbeitet und erweitert
wird. Ziel ist, eine
einheitliche, dem Ursprungszustand nahe kommende Gestaltung des
gesamten
Stadtteils zu erreichen; dies bezieht sich sowohl auf die an und um die
Häuser
herum verwendeten Materialien als auch auf jegliche Anpflanzungen
inklusive der
Einfriedungen.
Auf diesem Wege soll eine, dem Ursprungszustand aus den späten
30ern / frühen
40er-Jahren ähnelnde Vorgartengestaltung erreicht werden.
Die wahre
Kunst des Garten- und
Landschaftsplaners
Wilhelm Heintz bestand in der Gründungsphase der Stadt
Wolfsburg wohl darin,
die Grünflächen so zu planen, dass sie heute eben
nicht als geplant angesehen
werden. Dabei beherrschte er die verschiedenen Repertoires der
Grünflächenplanung wie z.B. die Entwicklung von
Sichtachsen, welche an die
Gestaltung englischer Landschaftsgärten angelehnt sind, oder
einer Anpassung
der Wohnbebauung an die vorhandene Topographie und Vegetation, die in
der
Entstehungszeit Wolfsburgs „organisch“ genannt
wurden und auch heute noch zu
einem hohen Wohnwert der unter seiner Beteiligung entstandenen
Siedlungen beitragen.
Man kann ihn ohne weiteres als Meister seines Fachs bezeichnen, der
selbst
dafür gesorgt hat, nicht im Fokus der Forschung zu stehen.
Möge er den Platz in
der Geschichte einnehmen, der ihm gebührt.